Hass im Netz: Hvoreckys Roman „Troll“ wurde von Wirklichkeit eingeholt

Schlechte fußballerische Leistungen, ein freizügiges Foto oder ein politischer Kommentar, all das kann heute im Netz blitzschnell Hass und Beleidigungen ernten und im schlimmsten Fall auch zu physischer Gewalt führen. Mit diesem Phänomen setzt sich der fiktive Roman „Troll“ des slowakischen Autors Michal Hvorecky auseinander, den er im Rahmen einer Lesung der Stadtbücherei im Stadtmuseum erläuterte.
Fakenews, Hass und Verschwörungstheorien sind das Produkt von institutionalisierten und privaten Akteuren, die mit „Troll-Fabriken“ gezielt Menschen mit Desinformation beeinflussen wollen und damit noch Geld verdienen. Hvorecky beschreibt in seinem Roman, wie schnell man sich in solchen emotionalen Scheinwelten aus Lügen und Halbwahrheiten verlieren kann und wie schwer man gegen diese mit nüchternen Fakten ankommt.
Das Buch erschien 2018 und sollte als eher düstere Prognose für die Zukunft aufrütteln. „Mittlerweile wurde der fiktive Roman längst in erschreckender Weise von der Wirklichkeit eingeholt“, sagt der Autor Michal Hvorecky. Die Wahl Trumps in das Weiße Haus, der BREXIT, die autoritären Tendenzen in Osteuropa, die Auswirkungen der Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine sind nur wenige Beispiele, die zum Teil auf Abstraktion, Hass und Propaganda in sozialen Medien zurückzuführen sind.
„Gehen Sie hinaus, sprechen Sie mit Menschen von Angesicht zu Angesicht und bleiben Sie respektvoll. Die Algorithmen der sozialen Medien sorgen dafür, dass jeder in seiner „Blase“ bleibt und nur Inhalte zugespielt bekommt, die seine Meinung bestätigen und bestärken“, rät Michal Hvorecky am Ende einer interessanten Diskussion über die Auswirkungen des Internets auf unsere Umgangsformen und unser Denken.
