Lila Schwarzenberg: "Meine Familie ist ungewöhnlich"

Erstellt am 14. September 2022 | 16:28
Lesezeit: 6 Min
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Im Cinema Paradiso steigt demnächst der brandneue Dokumentarfilm „Mein Vater, der Fürst".
Foto: Filmladen
Lila und Karl Schwarzenberg sowie Lukas Sturm im Gespräch mit der NÖN über ihren Film „Mein Vater, der Fürst“, der Einblicke in das Familienleben von Karl Schwarzenberg gewährt. In Niederösterreich läuft die Doku im Cinema Paradiso Baden, ab Donnerstag, 15. September, und im Cinema Paradiso St. Pölten, ab Freitag, 16. September, jeweils um 20 Uhr. Im Anschluss an die Filmvorstellung findet eine Podiumsdiskussion mit dem Trio statt.
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Staatsmann, Denker oder Aristokrat: So ist Karl Schwarzenberg der Öffentlichkeit bekannt. Allerdings gibt er von seinem Familienleben nur selten etwas preis. Das Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg lässt zwar laut Tochter Lila Schwarzenberg auch intime Beziehungen zu, sie gehöre aber nicht zu diesem Personenkreis. Ganz im Gegenteil. Als Kind hatte sie vor ihm Angst.

Diese Tatsache wollte die Filmemacherin aber nicht so lassen und entschied sich, ihre Tochter-Vater-Beziehung, die von einer streng konservativen Tradition des Adelshauses geprägt ist, zu verbessern. Ihre Bestrebungen nach einer Annäherung an ihren Vater dokumentiert sie in der Produktion von SABOTAGE Film, nach der Idee von Gernot Schaffler, „Mein Vater, der Fürst“, in Zusammenarbeit mit Lukas Sturm. In der Doku tritt sie selbst auf und diskutiert mit ihrem Vater über weltbewegende Themen und stellt ihm nebenbei private Fragen, auf die sie seit Langem nur vergeblich Antworten suchte.

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Das Porträt „Mein Vater, der Fürst“ ist eine Zusammenfassung vieler Stunden Gesprächsmaterial, das in einen Film von 80 Minuten Länge verpackt werden musste.
Foto: Filmladen

NÖN: Herr Schwarzenberg, als Sie erfahren haben, dass Ihre Tochter einen Film über Ihre gemeinsame Beziehung drehen will, waren Sie sich, zumindest im Film, nicht sicher, ob das etwas wird. Hat sich Ihre Meinung im Laufe der Filmentstehung oder spätestens nach der Premiere geändert?

Karl Schwarzenberg: Mit der Zeit bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass offensichtlich ein guter Film entsteht.

Ihre Tochter erwähnte im Film, dass Sie auch intime Beziehungen zulassen, allerdings gehöre sie nicht zu diesem Personenkreis. Was sagen Sie dazu?

Karl Schwarzenberg: Ich glaube, auch meine Tochter irrt sich manchmal. Eigentlich habe ich immer sehr offen mit meiner Tochter geredet. Es gibt nichts, was ich bewusst vor ihr verberge. Jedenfalls wüsste ich nicht, dass ich anderen Menschen gegenüber offener wäre.

Frau Schwarzenberg, Sie und Ihre Familie legen mit diesem Film einen Großteil Ihrer Privatsphäre ab. Ziemlich ungewöhnlich für Familien mit so einer langjährigen Tradition, oder?

Lila Schwarzenberg: Ja, aber meine Familie ist ungewöhnlich!

Herr Schwarzenberg, Sie haben in der Vergangenheit bereits mehrfach Einblicke in Ihr Privatleben gewährt. Im Rahmen eines Wahlkampfs veröffentlichten Sie sogar Ihre ganzen Arztberichte. Kann man sagen, dass die Öffentlichkeit Ihr Privatleben beeinflusst, aber umgekehrt, hat Ihre Familie keinen Einfluss auf Ihr öffentliches Auftreten?

Karl Schwarzenberg: Wenn man in der Öffentlichkeit tätig ist, in der Politik, so verliert man sein Privatleben. Das war mir im Vorhinein klar. Entweder will man ein Privatleben haben, dann darf man nicht in die Politik gehen. Aber wenn man in der Politik ist, dann gibt man diesen Anspruch auf. Die Öffentlichkeit Einfluss auf mein Privatleben? Nein, nicht wirklich, ich habe das immer für mich selbst getrennt.

Im Cinema Paradiso findet nach der Filmvorstellung eine Podiumsdiskussion statt. Wieso ist es Ihnen wichtig, mit der Öffentlichkeit über Ihr Privatleben zu sprechen?

Karl Schwarzenberg: Mir ist es im Prinzip ziemlich egal, aber wenn es dem Film meiner Tochter hilft, stehe ich bereit.

Die Aristokratie, zumindest in der Filmbranche, erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Serien, wie etwa „Bridgerton“, „The Crown“, „Downton Abbey“ oder „The Royals” gehören zu den meistrezipierten Serien der größten Streaming-Plattformen. Ist der Film an diese Zielgruppe gerichtet?

Lila Schwarzenberg: Nein überhaupt nicht, aber wenn sie deswegen ins Kino gehen und sich unseren Film ansehen, freue ich mich!

An wen richtet sich also der Film?

Lukas Sturm: Es gibt keine spezifische Zielgruppe, weil der Film existentielle Fragen zum Eltern-Kind-Verhältnis aufwirft. Unabhängig von Geschlecht, Alter oder anderen Zuschreibungen. Die Reaktionen auf den Film sind über alle Zielgruppen eint, dass die Menschen verstehen, wie wichtig es ist, einander zuzuhören und sich füreinander zu interessieren.

Herr Sturm, die Familiengeschichte des Hauses Schwarzenberg ist untrennbar mit der Geschichte mehrerer europäischer Länder verbunden. Wird darauf im Film eingegangen?

Lukas Sturm: Wir erzählen in erster Linie die Geschichte zwischen einer Tochter und ihrem Vater, die Historie der Familie Schwarzenberg steht nicht im Vordergrund. Es war uns wichtig, eine universell gültige Geschichte zu erzählen, für alle Töchter und Söhne dieser Welt und ihren Eltern.

Der Film wurde über fünf Jahre hinweg gedreht. Wieso die ungewöhnlich lange Produktion?

Lukas Sturm: Die Ursprungsidee für den Film hatte Gernot Schaffler, unser Produzent von der Sabotage Film. Wir hatten ursprünglich nur zwei oder drei Drehtage geplant, aber nach jedem Gespräch zwischen Lila und ihrem Vater, und nach Absprache mit den Produzenten Gernot Schaffler und Thomas Brunner, war klar, es gibt noch so viel zu fragen und zu entdecken, und wir haben dann immer weiter und weiter gedreht.

Spielte dabei auch Corona eine Rolle?

Lila Schwarzenberg: Nein, einen Großteil der Dreharbeiten hatten wir schon davor erledigt. Während der Pandemie waren wir hauptsächlich schon im Schneideraum.

Was gestaltete sich während der Filmentstehung am schwierigsten?

Lukas Sturm: Die Dreharbeiten waren nicht schwierig, aber die Arbeit im Schnitt war richtig komplex und aufwendig. Der Film ist in erster Linie im Schneideraum entstanden, weil wir viele Stunden Gesprächsmaterial auf einen Film von 80 Minuten Länge verdichten mussten. Das hat viele Monate in Anspruch genommen.

In der Filmbeschreibung steht, dass die Doku an mehreren Orten gedreht wurde. Welche Plätze kommen denn vor?

Lukas Sturm: Wir haben an Orten gedreht, die biografisch aufgeladen sind, für den Vater, wie für die Tochter. Wir waren in Murau, in der Steiermark, in Wien, Třebíč und in Orlík, dem Geburtsort von Karl Schwarzenberg.

Das Schloss Orlík in Südböhmen
Das Schloss Orlík in Südböhmen
Foto: Filmladen

Die Produktion ist fertig. Die Weltpremiere ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Wie bewerten Sie im Nachhinein Ihre Entscheidung, einen Film über Ihre eigene Familie zu drehen?

Lila Schwarzenberg: Es ist, so scheint es zumindest, ein Film, der Menschen anspricht und zum Denken anregt. Das freut mich sehr. Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben, einen Teil unserer Geschichte zu erzählen.

Und wie bewerten Sie eigentlich die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Vater nach den Dreharbeiten?

Lila Schwarzenberg: Ich kann doch jetzt nicht das Ende des Films verraten, bevor ihn vielleicht einige NÖN-Leserinnen und NÖN-Leser gesehen haben…

Karl Schwarzenberg wuchs auf Schloss Orlík auf. 1948 zog er mit seiner Familie nach Wien. Nach der Samtenen Revolution 1989 kehrte er zurück nach Tschechien, wo er 2007–2009 und 2010–2013 als Außenminister tätig war. Zudem ist er seit 1979 das Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg, welches im 17. Jahrhundert durch Kaiser Leopold I. in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben wurde.

Termine:

Cinema Paradiso Baden: 15. September um 20 Uhr (mit einer Podiumsdiskussion), 17. September um 15.15 Uhr, 19. September um 15.45 und 22. September um 17 Uhr.

Cinema Paradiso St. Pölten: 16. September um 20 Uhr (mit einer Podiumsdiskussion), 17. September um 16 Uhr, 18. September um 15.15 und am 22. September um 17.45 Uhr.

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