Initiativen in St. Pölten zum Reparieren statt Wegwerfen

Erstellt am 29. März 2023 | 13:00
Lesezeit: 3 Min
Gesa Repair For Future
Gerda Cara, Gerhard Lechner und GESA-Geschäftsführer Matthias Zuser begrüßten Michel Heftrich (v. l.) beim ersten Stopp seiner „Reparier Café“-Europatour in St. Pölten.
Foto: Gerhard Weber
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Während ein engagierter Luxemburger mit einer Europatour auf einen neuen Trend aufmerksam machen will, wird in der Landeshauptstadt längst fleißig repariert.

Was tun, wenn die Kaffeemaschine nicht mehr will? Wegwerfen und neu kaufen? Für Michel Heftrich ist das gar keine Frage. Und schon gar keine Lösung. „Ich lebe für das Reparieren“, verrät der 65-jährige Luxemburger, „und zwar seit ich 2009 in Amsterdam die Journalistin Martine Postma und ihre Idee der ,Repair Cafés‘ kennengelernt habe.“ Vier Jahre später organisierte er das erste eigene in seiner Heimat. Spätestens da war er nicht mehr zu stoppen. Jetzt will er diese Initiativen, die vom Engagement Ehrenamtlicher leben, noch bekannter machen. Auf einem mehrmonatigen Roadtrip mit einem E-Vollkabinenfahrrad quer durch Europa. Das Ziel ist es, bei über 50 „Repair Cafés“ entlang der 5.555 Kilometer langen Strecke – die in Wien startete und über München, Berlin, Hamburg, Amsterdam, Zürich, Innsbruck und Graz zurück in die Bundeshauptstadt führt – gemeinsam mit Reparatur-Freunden so viele Geräte zu reparieren wie möglich.

„Reparieren schont wertvolle Rohstoffe und die Umwelt. Zudem wird der Geldbeutel entlastet und man vermeidet Elektroschrott“, so Michel Heftrich bei seinem ersten Tour-Stopp, den er in St. Pölten machte, wo ihn GESA-Geschäftsführer Matthias Zuser begrüßte. Und er zeigte sich vom St. Pöltner „Repair Café“, das es seit fünf Jahren gibt, begeistert. Das findet übrigens in regelmäßigen Abständen im „Haus des Lernens“ (Infos unter www.gesa-noe.at) statt und wird bestens angenommen. „Bei uns werden vor allem Küchengeräte repariert“, verrät Gerda Cara, „aber es war auch schon einmal eine Töpferscheibe dabei. Wir wollen dazu beitragen, dass Dinge nicht mehr so schnell im Müll landen. Und man sieht, dass die Nachfrage immer größer wird.“

Schnurlibär Walter Wiesmüller
„Dr. Schnurlibär“ Walter Wiesmüller präsentiert sein 1.000. Reparatur-Stück – eine Kaffeemaschine. Auftrag erfolgreich erledigt!
Foto: Gerhard Weber

Dr. Schnurlibär macht‘s wieder gut

Das kann auch Walter Wiesmüller bestätigen. Auch er spezialisierte sich auf das Reparieren. Als „Dr. Schnurlibär“ ist er mit seiner kleinen Werkstatt in der Schreinergasse längst kein Geheimtipp mehr. Vor knapp vier Jahren begann alles mit einer Waschmaschine. Jetzt hat er seinen eintausendsten Auftrag in Arbeit – eine Kaffeemaschine. Dazwischen gab’s durchaus Kurioses, etwa einen Grammophon-Trichter. Aber auch „Unersetzliches“ wie ein Lieblingsstofftier. „Ich bin eben ein Spezialist für eh fast alles und mach‘ es wieder gut“, schmunzelt Wiesmüller, der mit seiner Arbeit ein wichtiges Statement gegen die Wegwerfgesellschaft und für eine nachhaltige Verwendung von Gegenständen aller Art setzen will: „Ich war schon immer ein Bewahrer, kein Erneuerer.“ Übrigens: Eine Reparatur wird mit dem Reparaturbonus noch billiger.

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