Gas, die unsichtbare Gefahr: Rückblick auf dunkle Stunden


Erdgas und die damit verbundenen Heizkosten sowie die Abhängigkeit von Russland werden derzeit heftig diskutiert. Der fossile Energieträger hat viele Vorteile, hält seit Langem unsere Wohnungen warm und die Industrie am Laufen. Im Ernstfall kann allerdings ein winziger Funke für gewaltige Katastrophen sorgen, wie die Region schon mehrmals schmerzlich erfahren musste.
1978 rückte die Feuerwehr Wagram zu einem scheinbar harmlosen Kellerbrand in die Eybnerstraße aus. Als bekannt wurde, dass Gas austrat, stiegen die Einsatzkräfte mit schwerem Atemschutz in den Raum hinab und versuchten, die Leitung zu verschließen. Gerade in diesem Augenblick geschah das Unglück.
Wilhelmsburg 1999: Knall zerriss vorweihnachtliche Stille
„Es knallte fürchterlich und wir waren von einem flammenden Inferno umgeben“, schilderte damals Brandmeister Toni Kraushofer einem NÖN-Reporter im Krankenhaus. Einsatzleiter Wilfried Weissgärber beobachtete die Tragödie vor dem Wohnblock: „Ein Feuerball wälzte sich nach der Explosion über das Stiegenhaus durch das Gebäude nach draußen.“
Die Detonation in den 1970er-Jahren kostete zwei Florianis das Leben, 73 Menschen wurden teils schwer verletzt, und dennoch sollte die Katastrophe von Wilhelmsburg 21 Jahre später die traurige Bilanz nochmals überschatten.
In den Abendstunden des 2. Dezembers 1999 sorgte eine angebohrte Gasleitung für eine gewaltige Explosion. Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die vorweihnachtliche Stille, als das dreistöckige Wohnhaus im Conrad-Lester-Hof in sich zusammenstürzte und nur noch Schutthaufen übrig blieben.
Zehn Menschen starben unter den Trümmern. Dutzende wurden verletzt, einer Frau mussten noch an der Unfallstelle beide Beine amputiert werden. 700 Einsatzkräfte suchten bis zur Erschöpfung nach Überlebenden im Schutthaufen.
Explosion in St. Pölten zerstörte Einfamilienhaus
Aus den Unfällen wurden immer wieder Lehren gezogen und die Technik verbessert. Dennoch können Unglücke und menschliches Versagen nicht zur Gänze verhindert werden.
Im Juni 2010 ließ ein lautes Donnern die St. Pöltner aufschrecken. Ein Funke einer Stromleitung und eine defekte Gasleitung reichten aus, um ein Haus in der Munggenaststraße im Süden der Stadt dem Erdboden gleichzumachen.
Nur elf Jahre nach der Katastrophe von Wilhelmsburg fanden erneut fünf Menschen den Tod in den Trümmern. 440 Tonnen Schutt wurden abtransportiert, nachdem 600 Florianis gegen die Flammen gekämpft hatten.
„Ich durchlebte den Tag wie in einem Albtraum, aus dem man hofft aufzuwachen“, beschrieb Teresa Wutzl den schlimmsten Tag ihres Lebens, an dem sie ihre Familie verlor.