Wahlkreis-Ergebnis: Rumoren in St. Pölten
Wahlkreis-Ergebnis: Rumoren in St. Pölten. Mit roter Mehrheit regierte Hauptstadt bleibt bei Landtagswahl in schwarzer Hand, weil hier die SP noch mehr verliert als die VP. Die FPÖ ist im Bezirk in vielen Gemeinden auf Platz zwei und holt Grundmandat.
Der Protestwahl-Charakter spiegelt sich auch im Ergebnis in der Landeshauptstadt wider. Die bisher mit Mehrheit im Land regierende VP verliert im Zentrum der Macht rund 8,2 Prozent. Damit liegt sie aber immer noch auf Platz eins in der mit absoluter roter Mehrheit regierten Hauptstadt.
Denn die Sozialdemokraten verloren mit 8,9 Prozentpunkten, wie in anderen Städten auch, sogar noch etwas mehr. In selber Größenordnung wie jede der Parteien verlor, gewann die FPÖ in St. Pölten dazu. In der Stadt liegt sie aber unter dem Landesergebnis. Mehr Stimmen als landesweit wanderten dafür zu Grünen und NEOS.
„Auch wenn die ÖVP-Absolute endlich gebrochen ist, ist es sehr schade, dass die Sozialdemokratie nicht gestärkt wurde.“ SP-Spitzenkandidatin Kathrin Schindele
Die ÖVP dürfte ihre beiden Grundmandate im Wahlkreis sogar behalten. Eines geht wieder an die SPÖ, eines schafft erstmals auch die FPÖ.
Das Ergebnis sei zwar nicht erfreulich, „aber wir haben es mit einem beherzten Wahlkampf geschafft, in St. Pölten den ersten Platz zu verteidigen und den Abstand zur SPÖ auszubauen“, findet der St. Pöltner Gemeinderat und Bundesrat Florian Krumböck auch Positives. Für sich sieht er das als „Auftrag, in den kommenden Jahren im Landtag Vertrauen wieder zurückzugewinnen“.
„Auch wenn die ÖVP-Absolute endlich gebrochen ist, ist es sehr schade, dass die Sozialdemokratie nicht gestärkt wurde“, reagiert SP-Spitzenkandidatin Kathrin Schindele aus St. Pölten. Auch sie gibt sich kämpferisch: „Wir werden in den nächsten Jahren alles daran setzen, das Vertrauen zurückzugewinnen.“ Reagiert hat am Tag nach der Wahl auch SP-Bürgermeister Matthias Stadler und Konsequenzen in der Landespartei gefordert. Am Abend wurde bereits AMS NÖ-Chef Sven Hergovich als Landesparteivorsitzender gewählt.
Über das erste Grundmandat der FPÖ im Wahlkreis freut sich Bezirksobmann und Wahlkreis-Spitzenkandidat Martin Antauer. Er rechnet mit einem Mandat, zumal er auch landesweit auf Platz vier sei. „Ich werde aber vorläufig auch im Gemeinderat bleiben.“
Das die ÖVP in ihre Schranken verwiesen wurde, sei ein wichtiges Zeichen für die Jugend, dass sich etwas bewegt, meint NEOS-Spitzenkandidat Niko Formanek. Jetzt gelte es, das Wählerpotenzial zu binden. „Die Stabilität zu erhalten, ist es nicht wert, es gilt, die Entwicklung für die Zukunft voranzutreiben.“
Bezirk bleibt schwarz, weil auch hier die SP verliert
Der Bezirk St. Pölten bleibt oberflächlich gesehen trotz der großen VP-Verluste und der rot regierten Städte komplett schwarz: In allen Gemeinden liegt die Volkspartei relativ gesehen vorne, auch wenn das Ergebnis unter dem im Land liegt. Die FPÖ liegt etwas unter dem Landesschnitt, Grüne und NEOS liegen im Wahlkreis über ihrem NÖ-Ergebnis.
Eine Absolute hat die VP noch in der Heimatgemeinde von Listenerster Doris Schmidl und in der zu 100 Prozent schwarz regierten Gemeinde Gerersdorf. „Es tut einfach nur weh“, meint Schmidl. Sie macht au ch die Politikverdrossenheit verantwortlich für das Ergebnis. VP-Bezirksobmann Friedrich Ofenauer lobt trotzdem den Wahlkampf. Mit Schmidl kann sich dank zweier Grundmandate auch Krumböck Hoffnungen auf einen Sitz machen. Klarheit bringen wird aber erst die Auszählung der Vorzugsstimmen, nach denen die ÖVP sich bei den Kandidaten richten will.
Die FPÖ hat in vielen Gemeinden die SPÖ überholt. Auf sogar 35 Prozent kamen die Blauen in ihrer Hochburg Perschling. Auch in vielen Pielachtal-Gemeinden erntete die FPÖ stimmen von der ÖVP.
Quasi gleichauf sind Rot und Blau bei knapp 27 Prozent im Rot-regierten Herzogenburg. Aber auch hier liegt die ÖVP noch vorne. In Wilhelmsburg sind VP (30,7 %), SP (28,2 %) und FP (26,4 %) nur durch jeweils rund zwei Prozentpunkte getrennt. SPÖ wie ÖVP haben hier knapp acht Prozentpunkte verloren.
Erfolge von Grünen und NEOS Richtung Wien
Richtung Wien sind Grüne und NEOS stark. In Purkersdorf etwa liegen die Grünen mit knapp 17 Prozent genau zehn Stimmen vor der FPÖ, die NEOS über 12 Prozent, die SPÖ verliert wie in vielen Städten mehr als acht Prozentpunkte. „Ich persönlich und wir alle freuen uns wirklich sehr über dieses Ergebnis für die Grünen und den Zuspruch“, erklärte Grüne-Spitzenkandidat Fabian Schindelegger schon kurz nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse. „Wir gehen gestärkt, mit voller Kraft und einer noch stärkeren Stimme an die Arbeit für die Rettung des Klimas in Niederösterreich. Es gibt keine Zeit zu verlieren“, meint er.
Persönliche Erfolge bei MFG und KPÖ
Von rund 100.000 abgegebenen Stimmen gingen zusammen rund 2.500 an MFG und KPÖ, damit blieben beide unter 1,5 Prozent. „Nicht unbedingt berauschend“, sagt Spitzenkandidat Herbert Wit angesichts des Abschneidens von MFG. Er hatte auf ein bis zwei Plätze im Landtag gehofft. In manchen Gemeinden habe man aber einen Achtungserfolg erzielt.
Zufrieden zeigt sich Christiane Maringer von der KPÖ. „Für mich war das Wichtigste, die Menschen mit unseren Themen anzusprechen. Es haben sich auch einige Menschen gemeldet. Mit ihnen weiterzuarbeiten, ist das Ziel gewesen.“