Zwischen Vorlesung und Business

Während andere allein mit dem Studium voll ausgelastet sind, schaukelt Lukas Snizek parallel dazu bereits sein eigenes Start-up. Der heute 24-jährige Jungunternehmer ist Gründer von QuickSpeech, einer Wissensvermittlungs-App, die Firmen bei der internen Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter unterstützt.
Am Beginn war die Idee
Dass der Tullner einmal sein eigener Chef sein wollte, war für ihn schon bald klar: „Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und wusste deshalb schon früh, dass ich in kein Angestelltenverhältnis möchte, bei der ich nur eine Nummer bin. Ich wollte selbstständig sein“, erzählt Snizek. Allerdings hätte er nicht damit gerechnet, dass das so schnell gehen könnte. Denn noch während seines Bachelorstudiums Medienmanagement an der FH St. Pölten startete er seine Karriere als Unternehmer.
Im Frühjahr 2017 präsentierte Snizek in der Lehrveranstaltung Innovationsmanagement und Start-up seine Idee über die Wissensvermittlung-App. Das Konzept war offensichtlich gut, denn sein Dozent fragte ihn, ob er daran weiterarbeiten möchte. „Und das wollte ich“, sagt er heute. Unterstützend sei in dieser und der folgenden Zeit auch das Start-up-Programm Creative Pre-Incubator gewesen, das in Kooperation mit der FH St. Pölten Studierenden bei der Ausarbeitung ihrer Geschäftsidee hilft.
Mit Schwung ins Unternehmertum
Seinen ersten Kunden holte sich Snizek noch vor seiner Unternehmensgründung ins Boot. Im November 2017 stellte er sein Konzept nämlich dem Vater eines Freundes vor, der ein Tullner Unternehmen mit mehr als 600 Mitarbeitern führt. „Ich wollte eigentlich nur Feedback von ihm, ob die App in einem Unternehmen funktionieren würde. Er hat sich das angehört und gemeint, ,ich kaufe das Produkt‘“, schmunzelt Snizek heute über das unerwartete Sprungbrett für seine Selbstständigkeit.
Zwei Monate später gründete er mit nur 22 Jahren sein Unternehmen mit Sitz in Gablitz. Mittlerweile hat er einen Kundenstamm von 15 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, wie Einzelhandel, Industrie und Bildungssektor. Seit Kurzem kommen auch Anfragen aus dem öffentlichen Bereich für Beamtenschulungen, sagt er. Denn besonders hilfreich sei QuickSpeech nicht nur für neue Mitarbeiter beim Onboarding-Prozess, sondern auch für die interne Wissensvermittlung, bei Verkaufsschulungen oder Weiterbildungen.
Die App wird auch stilistisch an jedes Unternehmen angepasst und ein sogenanntes Admin-Dashboard eingerichtet. So könne jeder Betrieb verschiedene Kurse für verschiedene Zielgruppen steuern. Abheben würde sich die App außerdem mit ihrem Lernansatz, so der junge CEO. Denn die Inhalte werden in kleinen und kurzen Wissensportionen gelernt, die nur zwischen 60 und 80 Sekunden pro Tag dauern. „So wird der Alltag nicht groß beeinflusst. Man kann also auch zwischendurch spielen und gleichzeitig lernen“, erklärt Snizek. Die App besteht aus mehreren Bereichen. Es gibt tägliche Challenges, den Übung- und den Prüfungsbereich.
Dankbar für die Unterstützung der FH
Die FH St. Pölten war für ihn eine wesentliche Unterstützung für den Sprung ins Unternehmertum, hebt Snizek positiv hervor. Denn während Studierende üblicherweise ihr Pflichtpraktikum bei anderen Unternehmen absolvieren, macht Snizek seines bei sich selbst. „Dass mir die FH das ermöglicht hat, war nicht selbstverständlich, weil es natürlich mit Risiken verbunden war. Aber diese Möglichkeit hat sehr stark dazu beigetragen, dass sich QuickSpeech in dieser Geschwindigkeit entwickelt hat. Und mein Meilensteinplan wurde zum Glück weit übertroffen.“
Update: Fertige Fragenkataloge mit FHs
Auch heute steht Snizek mit der FH St. Pölten noch in engem Kontakt. Im Dezember 2019 hat er unter anderem gemeinsam mit den Fachhochschulen St. Pölten, Krems und Wiener Neustadt ein weiteres Tool für seine Kunden entwickelt: Unternehmer können nun fertige zertifizierte Fragenkataloge kaufen, die für die jeweilige Branche passend sind. „Viele Betriebe finden das Produkt toll, aber haben selbst nicht die Zeit oder Ressourcen, eigene Fragenkataloge zu erstellen. Gemeinsam mit den Fachhochschulen haben wir ein Netzwerk an Schulungen entwickelt, die einen hohen Standard haben und für die verschiedenen Branchen passend sind“, erklärt der CEO.
Zu Snizeks mittlerweile vierköpfigem Team gehören Christian Woltran, Patrick Riemer und seit Kurzem auch Kambis Kohansal Vajargah, der als ehemaliger CMO von watchado, der größten Berufsorientierungsplattform der DACH-Region, einiges an Erfahrung ins Team mitbringt. „Ich habe Kambis bei einem Workshop von Creative Pre-Incubator kennengelernt und wir haben uns direkt gut verstanden. Mein Produkt hat ihm gut gefallen und so ist er mit an Board gekommen.“
„Machen, Feedback erhalten, ändern.“
Gegenwärtig, aber auch rückblickend, war die Entwicklung der App und seines Unternehmens ein ständiger Prozess aus „Machen, Feedback-Erhalten, Ändern und Bessermachen“, sagt er. „So wurde QuickSpeech zu dem Produkt, das es heute ist.“ Und das zeigt sich auch in Zahlen: Mittlerweile nützen etwa 4.000 Menschen die App. Der Umsatz von QuickSpeech lag im ersten Jahr im mittleren fünfstelligen Bereich, letztes Jahr konnte er verdoppelt werden und heuer würde es gut aussehen, den Umsatz zu verdreifachen, so Snizek.
Sein Tipp an alle, die ebenfalls mit ihrer eigenen Idee als Unternehmer durchstarten möchten: „Einfach ausprobieren! Danach muss man Ausdauer beweisen, bereit sein, viel zu lernen und auch durch Niederlagen zu gehen. So kann man seine Siege genießen.“
Seine eigene Ausdauer in den letzten Jahren hat sich jedenfalls gelohnt: „Ich hätte mir vor drei Jahren nie gedacht, was alles passieren kann. Ich weiß heute nicht, wo ich in drei Jahren sein werde, aber ich freue mich darauf. Es ist einfach ein sehr schöner Prozess.“
Die QuickSpeech-App am Smartphone

Egal, ob beim Onboarding-Prozess, für die interne Wissensvermittlung, bei Verkaufsschulungen oder Weiterbildungen: QuickSpeech soll Mitarbeitern das Lernen neuer Informationen erleichtern und Unternehmen aus den verschiedensten Branchen helfen, ihre Belegschaft nachhaltig aus- und weiterzubilden.
Das Besondere: In kleinen und kurzen Portionen, die unter zwei Minuten pro Tag dauern, wird das Wissen vermittelt und gelernt. Die App ist in drei Hauptbereiche unterteilt: Es gibt tägliche Challenges, den Übungsbereich und den Prüfungsbereich.