Blick zurück in Atzenbrugg: Industrie wird zu Kultur


Eine wahre Fundgrube an Wissen aus der Vergangenheit über die Marktgemeinde Atzenbrugg ist die Moosbierbaumer Heimatkundliche Runde.
Die Gemeinden Atzenbrugg und Trasdorf waren einst eine landwirtschaftlich geprägte Region, mit einem Gerichtsstand in Atzenbrugg. Mit dem Bau der Bahnlinie wurde das Landgebiet erschlossen und mit der Errichtung der Skoda-Wetzlar-Werke in Moosbierbaum industrialisiert. Familien siedelten sich an, es wurden Häuser gebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurde in Moosbierbaum die Herstellung von Flugbenzin ausgebaut, was dazu führte, dass der Ort zum Ende des Krieges stark bombardiert wurde. Der Bau der Raffinerie Schwechat und der Ausbau der Donau Chemie in Pischelsdorf bedeuteten jedoch das Aus für die Produktion.
Am ehemaligen Industriegebiet befindet sich heute der Diamond Country Club, ein international bekannter Golfplatz mit Hotel und Restaurant, der auch von internationalen Gästen bespielt wird. Atzenbrugg ist die einzige European Tour Destination in Österreich.
Kein Kino mehr – aber viele Arbeitsplätze
Obwohl viele Institutionen, wie das Kino verloren gingen, bieten heute Gewerbebetriebe und die Nahversorger der Bevölkerung Sicherheit sowie Arbeitsplätze. Außerdem siedeln sich im Gewerbepark Trasdorf wieder Firmen an.
Die heutige Marktgemeinde Atzenbrugg – mit rund 3.100 Einwohnern - steht mit neun Ortschaften, zwei Schlössern, einer Pfarrkirche, der Mittelschule, zwei Volksschulen, einem Kindergarten, Bücherei, Badesee sowie Ärzten, Rotem Kreuz, Hilfswerk, Polizeistation, Feuerwehren, Bahnhof und zwei Haltestellen, gut da.
Ein wichtiger Faktor war die ab 1972 verordnete Gemeindezusammenlegung mit Trasdorf, der Verhandlungen mit Rust vorausgingen. 1954 wurde der Gemeinde das Marktrecht zuerkannt. Das umfangreiche Vereinsleben in der Marktgemeinde deckt die Bereiche Sport, Verschönerung, Bildung, Musik, Jugend, Senioren, Geschichte und Kameradschaft ab.
Das desolate Schloss Atzenbrugg mit dem Schubert-häuschen - einst Privatbesitz - ging 1978 zum Kaufpreis von zwei Millionen Schilling in den Besitz der Gemeinde über. Heute stellt das unter Mithilfe der Bevölkerung restaurierte Schloss mit den Schubertiaden, dem Atzenbrugger Advent und dem Sitz des Seminar- und Ausbildungszentrums der Kultur.Region.NÖ den kulturregionalen Mittelpunkt dar. Schloss Aumühle, im Privatbesitz von Elisabeth Gürtler, wurde liebevoll renoviert. Die Pfarrkirche Heiligeneich besticht mit Ausmalungen von Adam Mölk.
Die Marktgemeinde sieht der Zukunft optimistisch entgegen, Klimaziele sollen erreicht werden, ein gemeindeübergreifendes Radwegkonzept ist in Ausarbeitung, eine barrierefreie Sanierung des Schlosses ist geplant und mit einem Raumordnungskonzept wird derzeit an einer Verlangsamung des Zuzuges gearbeitet.