Mädchen ertränkt: Unterbringung der Mutter beantragt

Erstellt am 25. Juli 2023 | 14:15
Lesezeit: 4 Min
Mord Absdorf, Forensik
Die Ermittler der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes NÖ im Einsatz.
Foto: DOKU NÖ
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Bluttat im Bezirk Tulln: In Absdorf soll eine 36-jährige Frau ihre beiden kleinen Töchter im Alter von 7 Monaten und 7 Jahren getötet haben. Eine am Haus installierte Videoanlage filmte das Tatgeschehen mit. Zum Motiv der Mutter, die die Taten gestanden hat, will die Staatsanwaltschaft noch nichts sagen. Eine Unterbringung der Mutter wurde beantragt.

Gegen 9.30 Uhr rief die Frau am gestrigen Montag den Vater der Kinder an, um ihm mitzuteilen, dass sie die gemeinsamen Kinder getötet habe und nun Suizid verüben werde. Sofort alarmierte der Mann die Polizei, die mit Rettungskräften zum Wohnort der Familie aufbrach. Dort wurden die Kinder leblos aufgefunden.

Die Frau, eine österreichische Staatsbürgerin, hatte sich in der Zwischenzeit mit dem Auto aufgemacht und dürfte in der Absicht, ihr Leben zu beenden, gegen einen Baum gefahren sein. Sie ist unbestimmten Grades verletzt und wurde ins Krankenhaus gebracht.

Kinder ertränkt, die Videokamera filmte mit

Wie Polizei-Pressesprecher Johann Baumschlager am Abend bestätigte, wurden die beiden Mädchen im Garten ertränkt und anschließend ins Haus getragen. Makabres Detail am Rande: Eine gegen Einbrecher am Haus installierte Videoanlage filmte die Taten mit, Polizeibeamte mussten das Material sichten. Nach den mutmaßlichen Morden trug die Mutter ihre leblosen Kinder ins Haus, dort wurden sie von der Polizei gefunden. Bis zum Eintreffen der First Responder beziehungsweise der Notärzte versuchten die Beamten die Kinder zu reanimieren, leider erfolglos.

Im Laufe des Nachmittags wurde die Verdächtige einvernommen, gegen Abend wurde bekannt, dass sie die Taten gestanden hat.

Obduktion wurde angeordnet

Seitens der Staatsanwaltschaft St. Pölten wurden indes Obduktionen angeordnet. In der rund 2.400 Einwohner zählenden Marktgemeinde im Bezirk Tulln war die Polizei bis in die Nachmittagsstunden hinein im Großeinsatz. Das Landeskriminalamt Niederösterreich - Bereich Leib und Leben sowie Tatortgruppe - führt die Ermittlungen.

Familie lebte erst seit wenigen Jahren in Absdorf

Die Familie lebte erst seit vier bis fünf Jahren in Absdorf. „Sie haben einen Baugrund gekauft und dann ein Haus gebaut. Die Mutter betrieb eine Logopädie, die aber zuletzt aufgrund ihrer Karenzierung geschlossen war“, berichtet Bürgermeister Franz Dam. Ansonsten habe die Familie unauffällig in der Gemeinde gelebt, war aber auch kein Wunder sei, mit einem ganz kleinen Kind.

Franz Dam, Bürgermeister von Absdorf
Franz Dam, Bürgermeister von Absdorf: "Jetzt sind natürlich viele Fragen offen."
Foto: Thomas Peischl, Thomas Peischl t.peischl@noen

Nach der Tragödie steht der ganze Ort unter Schock. Nachbarn und Freunde sind tief betroffen. Auch für die Einsatzkräfte herrscht Ausnahmezustand. „Jetzt sind natürlich viele Fragen offen“, sagt Dam, „wird der Vater in Absdorf bleiben? Wie geht es mit der Mutter weiter? Wo werden die Mädchen beerdigt?“

Das größere Mädchen wäre in die 2. Klasse Volksschule gekommen. „Wir sind im Austausch mit Schulpsychologen, ob das gleich oder erst vor Schulbeginn mit den Kindern aufgearbeitet werden soll“, erklärt der Bürgermeister. Fest stehe, dass jede und jeder, der seelische bzw. psychologische Hilfe braucht, diese auch bekommen werde.

Unterbringung in forensisch-therapeutischem Zentrum beantragt

Laut Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, ist die Einlieferung der 36-jährigen Mutter in die Justizanstalt verfügt worden. Einen Antrag auf Verhängung der Untersuchungshaft gebe es noch nicht, hieß es auf APA-Anfrage. Keine weiteren Ausführungen gab es vom Sprecher der Anklagebehörde auch zum möglichen Motiv der 36-Jährigen.

Laut Polizeiangaben wird als Auslöser für die Tat eine psychische Ausnahmesituation der Niederösterreicherin vermutet. Die Bestellung eines psychiatrischen Sachverständigen gilt als wahrscheinlich. Ein entsprechendes Gutachten "wird, denke ich, im Rahmen der Ermittlungen einzuholen sein", blickte Bien voraus. Die Staatsanwltschaft hat aktuell einen Antrag auf vorläufige Unterbringung der 36-jährigen Mutter in einem forensisch-therapeutischen Zentrum gestellt.

Zu den von der Staatsanwaltschaft angeordneten Obduktionen lagen nach Angaben von Bien noch keine Resultate vor.