Jugend in der Corona-Krise: BOWZ-Leiterin erzählt

Die Corona-Maßnahmen haben massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen: psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Das gilt besonders für diejenigen mit finanziellen Sorgen.
Diese Jugendlichen versucht die Leiterin des Jugendtreffs BOWZ (Best of Wolfpassing-Zeiselmauer) aufzufangen: „Jugendliche haben jetzt viel größere Probleme. Während der Lockdowns konnte ich mit ihnen über Social-Media-Plattformen wie Zoom oder Insta in Kontakt bleiben.“
Die Jugendbetreuerin setzt sich aber nicht nur während der Öffnungszeiten des Jugendtreffs für ihre Schützlinge ein, sondern so gut wie rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. „Wenn sie mich brauchen, bin ich da“, sagt die selbstlose Zeiselmaurerin, die selbst vier Kinder, teilweise noch im Jugendalter, hat.
Hauptsorge ist fehlende Nachwuchsarbeit
Durch die Corona-Maßnahmen entfielen sämtliche Aktivitäten: keine Workshops, keine Ferienspiele, keine Festivitäten. Somit konnte Barbara Sündermann keine Nachwuchsarbeit machen. „Das ist meine Hauptsorge. Die Jungen unter zehn Jahre haben mich nicht kennenlernen können, da seit zwei Jahren alles weggefallen ist.“
Auch mit den derzeitigen Corona-Bestimmungen ist es schwierig, die Jugend zu motivieren. Die Jugendtreffleiterin ist zerknirscht, denn die Jugendlichen sind resigniert: „Sie kreieren keine selbstständigen Ideen und liefern keine Inputs. Jugendliche wissen oft gar nicht, was sie mit ihrer Fadheit machen sollen.“ Daher hat Sündermann die Sorge, dass sie irgendwann ausbrechen.
Der Jugendtreff ist ein Begegnungsort für alle Jugendlichen, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Religionszugehörigkeit und sozialer Herkunft. Etwa acht bis 14 Jugendliche im Alter von 16 bis 20 Jahre kommen derzeit regelmäßig in den Jugendtreff. Jetzt im Winter kommen wetterbedingt weniger, da viele mit dem Moped fahren. „Es gibt aber sogar auch Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen.“
Außerdem, ergänzt Sündermann, lasse die Gemeinde ihr „Gott sei Dank sehr viel freie Hand“. So kann sie die Öffnungszeiten des Jugendtreffs so wählen, wie es die Jugend benötigt. Allerdings würde sie gern mehr Zeit zur Verfügung haben.
Corona ist fast immer ein Thema
Weiters erzählt Barbara Sündermann: „Alle Jugendlichen, die regelmäßig kommen sind geimpft - meist weil der Druck auf sie so groß ist, sei es jetzt durch die Lehrfirma oder Schule. Dieser Druck ist sehr belastend für sie. Dadurch ist bei jedem Treffen Covid ein sehr häufiges Thema.“
Allerdings seien Drogen leider auch oft Thema. „Drogenprävention wäre so wichtig, weil Alkohol, Kiffen (Marihuana) und Ritzen (Borderline) nun viel häufiger auftreten als noch vor Corona“, setzt sich die Jugendtreffleiterin stark gegen jegliche Drogen ein.
Da die Jugendlichen ihrer Erfahrung nach jetzt viel größere Probleme haben, versucht sie immer in Kontakt mit ihnen zu bleiben: „Sie können mich rund um die Uhr erreichen, was sie auch tun. Das nehmen sie glücklicherweise an.“ So ist sie auch schon teilweise spät am Abend mit ihnen spazieren gegangen. „Es war auch sehr wichtig, dass der Jugendtreff zu Weihnachten offen hatte.“ Dies wurde von einigen Jugendlichen angenommen.
Auffangen und zuhören als große Aufgabe
Ansprechpersonen sind sehr essenziell. Daher bedauert Sündermann, dass es so wenige wie sie gibt. Viele Jugendliche wollen den Eltern nicht zusätzliche Sorgen bereiten und erzählen ihnen nicht von ihren Ängsten. Hier versucht die Jugendtreffleiterin, sie aufzufangen und ihnen zuzuhören.
Da derzeit die Bestimmung „Maskenpflicht in geschlossenen Räumen“ gilt, dürfen sich die Jugendlichen auch im Jugendtreff BOWZ nicht näher kommen. Abstand und Maske werden eingehalten.
Auch der Leiterin Barbara Sündermann fehlt die Action: „Ich hoffe, dass ich bald wieder mehr machen kann. Ich will ohne Einschränkungen meine heiß geliebte Arbeit machen können.“ Wenn es die Covid-Bestimmungen zulassen, ist auch wieder ein Flohmarkt geplant.
Zeiselmauer-Wolfpassing ist als NÖ Jugend-Partnergemeinde ausgezeichnet. Im Vorjahr wurde der Jugendtreff von Mitarbeitern verschiedener Jugendzentren aus Belgien, Deutschland, St. Pölten sowie St. Andrä-Wördern besucht. Stolz ist Sündermann auf deren große Anerkennung dafür, was sie alles alleine auf die Beine gestellt und erreicht hat.