Körper(ent)spannung in der Kunstwerkstatt

Erstellt am 14. Mai 2023 | 20:49
Lesezeit: 4 Min
Ausstellungseröffnung Körper(ent)spannung in der KWT
Kulturstadtrat Peter Höckner, Gerlinde Thuma, Tone Fink, Kurator Wolfgang Giegler, Reinhart Buchegger
Foto: Johannes Haslhofer
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Ausstellungseröffnung mit Gerlinde Thuma und Tone Fink

Die Kunstwerkstatt Tulln eröffnete eine neue Ausstellung der bekannten Künstler Gerlinde Thuma und Tone Fink. Bei dieser Gelegenheit hatten die zahlreich erschienenen Besucher die Möglichkeit, mit den beiden Künstlern ins Gespräch zu kommen, einen Blick in teilweise nur mehr antiquarisch erhältliche Bücher zu werfen - beispielsweise eine Replika von Tone Finks Adressbuch, welches erauch zum Zeichnen benutzte - sowie ein neu herausgegebenes signiertes Buch von Tone Fink - sero.tone - zu erwerben.

Reinhart Buchegger sprach in seiner Eröffnungsrede davon, dass die Ausstellung ein „Bilderlabyrinth der KWT“ sei. Die Ausstellung wäre beinahe ein weiters Opfer der Coronapandemie geworden, liefen doch schon seit 2019 Vorarbeiten zu dieser Ausstellung. Von einem Lockdown zum nächsten verschoben, konnte die Ausstellung nun eröffnet werden - und ist auch die letzte Veranstaltung der Kunstwerkstatt, welche durch Corona beeinträchtigt wurde.

Kurator Wolfgang Giegler stellte inhaltliche Überlegungen zu den dargebotenen Gemälden und Zeichnungen an: ausgehend von Egon Schieles Körpervor- und darstellungen sollte diese Veranstaltung eigentlich den berühmtesten Tullner Maler mit einschließen. Man hatte dann aber letztendlich den Entschluss gefasst, sich ganz auf die zeitgenössischen Fink und Thuma zu konzentrieren und dafür eng mit dem Schielemuseum zusammenzuarbeiten. Generell steht der Begriff „Körperlichkeit“ im Zentrum der Arbeit beider Künstler, wenn auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Beide Kunstschaffenden stehen damit eng in Zusammenhang mit dem „Embodiment“, einer These aus der Kognitionswissenschaft, welche einen engen, zwangsläufigen und unauflösbaren Zusammenhang zwischen Körper, Wahrnehmung und Geist zur Grundlage hat. Gemäß dem Ausspruch Michael Köhlmeiers, dass der Mensch immer des Menschen interessantestes Anschauungsobjekt war und ist, stellt sich die hier präsentierte Ausstellung in ihrer weiten Bandbreite von Körperdarstellungen also essentiellen Fragen des menschlichen Seins. Kulturstadtrat Peter Höckner wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass eben diese Körperlichkeit durch den gegenwärtig vorhandenen Medienüberfluß ein noch zentraleres Thema als noch vor wenigen Jahren geworden ist.

Die ausgestellten Kunstwerke zeigen sehr unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Körperlichkeit. Bei Gerlinde Thuma dominiert der breite Strich, großräumig ausgeführt mit Kohlestaub und breit gemalten Farbpigmenten. Dementsprechend profitieren ihre Gemälde von einem weiten Raum, um in ihrer ganzen buntgewaltigen Wucht gewürdigt werden zu können. In der Kunstwerkstatt sieht man auch etliche ihrer schwarzweißen mit Kohle gemalten Studien, in welchen sie Fragen der Vergänglichkeit und Fragilität stellt.
Tone Fink hingegen ist ein Künstler der kleineren Zeichnung, mitunter auch mit geschnittenem, gelochtem, geleimtem oder gerissenem Ornament. Ohne Schattierungen und mit einer Eigenständigkeit des Zeichenstiftes sieht man hier die Regungen und Eigenheiten der gezeichneten Figuren bis ins Detail (darunter auch Frühwerke aus den Sechzigern). Einen besonderen Reiz entfalten die in mehreren Ensembles zusammengestellten Zeichnungen, die man so besser vergleichen und deuten kann.
Beide Künstler haben somit zwar eine thematische Überschneidung mit Schiele, unterscheiden sich in ihrer zwischen Reduktion und Impression angesiedelten Herangehensweise jedoch stark von diesem Pionier der Körperdarstellungen.

Zu sehen ist die besuchenswerte Ausstellung jeden Samstag und Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr. Gemeinsam mit dem benachbarten Schielemuseum wird es am 28. Mai von 13 bis 14 Uhr einen Museumsrundgang mit anschließender Kuratorenführung in der Kunstwerkstatt geben. Eine gute Gelegenheit, die anwesende Künstlerin Gerlinde Thuma zu treffen. Die abschließende Finissage mit Kuratorenführung wird schließlich am 4. Juni um 14 Uhr bei freiem Eintritt stattfinden. Im Juni werden weitere Veranstaltungen in der KWT wie das Kindertheater Kikeriki, die Theaterperformance „Boys will be Boys“ sowie den alljährlichen Jazzworkshop Tulln stattfinden.

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