Tullner Landtagswahl-Bezirksergebnis: Bunt mit viel Blau

Erstellt am 01. Februar 2023 | 05:29
Lesezeit: 4 Min
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Ergebnisstudium im Tullner ÖVP-Bezirksbüro: Paula Maringer, Bezirksspitzenkandidat Christoph Kaufmann, Bezirksparteiobmann Johann Höfinger, Daniela Schodt und Bezirkslisten-Dritte Nadine Fallbacher.
Foto: Peischl
Die ÖVP ist, noch deutlicher als im Land, auf Platz eins. Wahlsieger ist aber die FPÖ – sie soll Sitze in Bundesrat und Landtag bekommen.
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Die Partei ist deutlich voran und doch herrscht am Wahlabend im Bezirksbüro betretenes Schweigen: 2018 war die erfolgsverwöhnte ÖVP noch in 18 von 22 Gemeinden über der 50-Prozentmarke gelandet, das gelingt diesmal nur noch in Großriedenthal und Michelhausen. Im Bezirk bleibt Schwarz aber mit 42,7 Prozent (minus 8,3) deutlich über dem Landesschnitt.

„Wir lassen uns nicht unterkriegen und wir werden auf Landesebene umso mehr an den wichtigen Themen arbeiten“, zeigt sich Bezirksparteiobmann Johann Höfinger trotzdem optimistisch, „der mit Abstand größte Wählerauftrag ist für uns eine Verpflichtung, die wir dankbar annehmen.“

Als „Landtagsabgeordneter und Demokrat“ blickt ÖVP-Bezirksspitzenkandidat Christoph Kaufmann gespannt in die Zukunft: „Die anderen müssen erst beweisen, dass sie fürs Land arbeiten und nicht nur schreien können.“ Ein Lichtblick für den ÖVP-Kandidaten: In seiner Heimatstadt erreicht die Partei im Landesvergleich überdurchschnittliche 42,2 Prozent.

FPÖ stellt erstmals zwei Abgeordnete

Punkten in der Heimat, das schaffte auch FPÖ-Spitzenkandidat Andreas Bors. Das Ergebnis in der Stadt Tulln: 19,2 Prozent und ein Plus von 5,3 „Wir haben unsere beiden Wahlziele mehr als deutlich erreicht: das Brechen der absoluten schwarzen Mehrheit und das Übertreffen unseres historisch besten Ergebnisses.“

Im Bezirk (mit 19,7 Prozent und einem Plus von 6,3) und im Land zweitstärkste Kraft geworden zu sein, das sei ein schöner Bonus. Und was bedeutet das für den Bezirk? Andreas Spanring behält sein Bundesratsmandat und Bors dürfte in den Landtag einziehen.

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Bundesrat Andreas Spanring behält sein Mandat, Bezirksspitzenkandidat Andreas Bors soll für die FPÖ in den Landtag einziehen.
Foto: FPÖ

Durch den blauen Erfolg wird die SPÖ von Platz zwei gedrängt, im Bezirk holt die Partei 16,9 Prozent (minus 3,2). „Wir hätten uns ein besseres Ergebnis gewünscht und auch verdient“, zeigt sich Bundesrätin und Bezirksspitzenkandidatin Doris Hahn geknickt. Besonders schmerzt sie das Ergebnis in ihrer Heimat Königstetten. Dort verliert die SPÖ 5,5 Prozentpunkte und landet mit 18,4 Prozent auf dem dritten Platz.

Hahn erklärt, dass sie ihr Programm, „das Leben der Menschen verbessern zu können, leider nicht rüberbringen konnte“. Sie sei entsetzt und enttäuscht, „dass man mit Populismus mehr als mit Sachthemen erreichen kann“.

Freudig hingegen wird das Wahlergebnis bei den Bezirks-Grünen gesehen: Platz vier mit 10,6 Prozent und einem Plus von 1,7 – im Land wird Klubstatus erreicht. Bezirksspitzenkandidatin Ulrike Fischer: „Das bedeutet, dass man aktiv mitbestimmen kann. Wenn wir jetzt sagen, dass wir keine neue Bodenversiegelung in Tulln haben wollen, können wir das auf die Tagesordnung bringen.“ Grund zur Freude hat Fischer mehr als genug: Denn in ihrer Heimat St. Andrä-Wördern, der neuen NÖ-Hochburg der Grünen, kommt sie auf 18,0 Prozent (plus 2,6).

Ebenso gut abgeschnitten haben die NEOS: „Ein tolles Ergebnis“, jubelt Bezirksspitzenkandidat Clemens Ableidinger über 8,8 Prozent (plus 2,1). Ganz besonders freue ihn das „großartige Ergebnis in Klosterneuburg“, nämlich 13,2 Prozent (plus 3,0).

Von solchen Zahlen kann die MFG nur träumen. Überrascht, dass es beim ersten Antritt nicht für den Landtag reicht, ist man nicht. Aber: „Wir haben gezeigt, dass wir wieder da sind und dass der harte Kern unserer Gruppe geblieben ist“, ist Christine Lukaschek, Spitzenkandidatin auf der Landes- und Bezirksliste, zufrieden.

Im Bezirk Tulln erreichte die MFG 1,44 Prozent, im Land 0,49. Hochburg der MFG ist Lukascheks Heimatgemeinde Fels: Hier holte die MFG sogar 4,2 Prozent.

Stimmen

„Grundsätzlich geht von der Opposition in der Bundes- und Landespolitik eine Destruktivität aus, die langsam demokratiegefährdend wird. Das ist generell keine gute Entwicklung.“

Edwin Pircher, Altbürgermeister, TVP, Tulln

„Meine Wette habe ich jedenfalls gewaltig verloren: Ich habe getippt, dass die ÖVP landesweit auf 44 Prozent kommt. Aber die Blauen haben erfolgreich bundespolitische Themen wie Asyl und Teuerung hereingetragen, die wenig mit Landespolitik zu tun haben.“

Willi Stift, Altbürgermeister, TVP, Tulln

„Ein sensationeller Tag! Als ich die erste Hochrechnung gesehen habe – das war ein echter Gänsehaut-Moment. Damit, dass wir so hoch reüssieren, habe ich nicht gerechnet. Aber unsere Arbeit hat sich offensichtlich gelohnt.“

Andreas Spanring, Bundesrat, FPÖ Sieghartskirchen

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