Komatherapie: Musik und Stimme für Patienten im Tiefschlaf

„Es begann im November 2020, als mein Mann Corona-bedingt im Tiefschlag lag“, erzählt Sonja Amann aus Obergrünbach. „Ich konnte ihn nur einmal pro Woche besuchen, wollte aber, dass er meine Stimme nicht vergisst und seine Lieblingsmusik hören kann.“
Zu diesem Zeitpunkt kam der aus Groß Siegharts stammende Tontechniker Andreas Mühlmann ins Spiel, den Amann von Aufnahmen mit ihrer Trommelgruppe „b’sundrig“ bereits kannte. Gemeinsam wählten sie die passenden Lieder aus und überspielten diese im Studio auf CD, unterlegten die Musik mit Geschichten aus dem gemeinsamen Leben von Sonja Amann und ihrem Mann Andreas Bartl, die von Sonja vorgelesen wurden. Ebenso las sie ihm persönliche Briefe vor. Das Ergebnis wurde auf ein Abspielgerät übertragen, mit Kopfhörern versehen und ins Krankenhaus gebracht.
„Beim Personal sind wir damit auf offene Ohren gestoßen“, erinnert sich Sonja Amann, dass ihr Mann oft die Kopfhörer trug. „Leider ist mein Mann trotz aller Bemühungen verstorben, ich bin jedoch sicher, dass wir uns durch diese Verbindung auch gefühlsmäßig in dieser schweren Zeit sehr nahe waren und er sich nicht alleine gelassen gefühlt hat“, ist Sonja Amann überzeugt.
„Wir wollen diese Erfahrungen auch mit anderen Patienten und Angehörigen teilen und ihnen die Möglichkeit bieten, ihren Lieben so nahe wie möglich zu sein“, wirft Andreas Mühlmann ein, der für den technischen Teil, für Tonaufnahmen und Zusammenstellungen verantwortlich zeichnet. „Jede Aufnahme ist ein individueller Prozess. Partner, Eltern oder Kinder sind oft überfordert, wenn sie nach der Lieblingsmusik ihres Angehörigen gefragt werden. Hier muss man sich schrittweise und behutsam vortasten“, erklärt Mühlmann und verweist diesbezüglich auf die gute Intuition, die Sonja Amann dafür mitbringt.
„Ich kann nachempfinden, was die Menschen in diesen Momenten fühlen. Auch wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist es wichtig, noch schöne Momente mit ihm zu teilen, ein Abschlussritual zu haben“, erinnert sich Amann an den Abschied von ihrem Mann. Musik und Text können direkt im Studio aufgenommen sowie über CD oder sonstige Medien übermittelt werden. Die fertige Aufnahme wird mit Abspielgerät und Kopfhörer zur Verfügung gestellt.
„Wir wollen in Zukunft auch mit Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen zusammenarbeiten, damit die Menschen nicht den Kontakt zu ihren Angehörigen verlieren. Ein weiteres Projekt ist die Betreuung von zu früh geborenen Babys, die die Schwingungen der Mutterstimme über ein Sendegerät in einem Kuscheltier spüren können“, denkt Andreas Mühlmann bereits an weitere Möglichkeiten, das Projekt zum Wohle der Menschen umzusetzen.
Weitere Informationen über die Musik-Komatherapie sind unter http://www.together.audio erhältlich.