Probleme mit Pollen und Nahrung: Was man gegen Allergien tun kann

Erstellt am 14. März 2023 | 20:00
Lesezeit: 4 Min
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Apotheker Erwin Pusch aus Waidhofen kann eine Vielzahl an Medikamenten empfehlen, um die diversen Allergien zu lindern. Er gibt zu bedenken, dasseine Kur zur Desensibilisierung jedoch sehr langwierig sein kann.
Foto: Gabriela Peterka
Reagiert das körpereigene Immunsystem überempfindlich auf körperfremde Substanzen, spricht man von einer allergischen Reaktion. Typische Auslöser für eine Allergie sind zum Beispiel: Pollen, Hausstaubmilbe, Haus- und Nutztiere, Insektengift, Nahrungsmittel, Medikamente oder Kontaktallergene. Aktuell führt der Pollenwarndienst bei der Prognose im Bezirk Waidhofen folgende Daten an: mittlere Pollenbelastung durch Erle und Hasel, leichte Belastung bei Zypressengewächsen. Regenschauer und kräftiger Wind dämpfen die Pollenbelastung jedoch deutlich.
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Für Allergiker kann die Pollensaison eine richtige Strapaze sein: Juckende Augen, Niesanfälle, laufende Nase oder Atembeschwerden treten in den meisten Fällen auf. Die Medizinische Universität Wien stellt mit der Webseite www.pollenwarndienst.at einige wichtige Informationen zu Risikofaktoren, Diagnostik und eine Belastungslandkarte zur Verfügung.

Gibt es heute mehr allergische Reaktionen als noch vor ein paar Jahren?

Angelika Pallisch, niedergelassene allgemeinmedizinische Kassenärztin in Groß-Siegharts, hält dazu fest: „Die amtliche Gesundheitsstatistik zeigt eine deutliche Zunahme allergischer Reaktionen während der letzten Jahrzehnte. Auch aus der Praxis kann ich sagen, dass sehr viele Patienten unter allergiebedingten Beschwerden leiden. Am häufigsten habe ich es mit Heuschnupfen und anderen Pollenerscheinungen, Asthma bronchiale, Neurodermitis oder Lebensmittelallergien zu tun. Ebenfalls im Vormarsch sind Kontaktekzeme, Nesselsucht und Insektengiftallergien.“

Worauf ist die Zunahme von Allergien und Unverträglichkeiten zurückzuführen?

Pallisch nennt mehrere Ursachen: „Es dürfte genetische Gründe geben - in manchen Familien treten allergische Beschwerden häufiger auf, in anderen seltener. Der Forschung sind allerdings häufig auch äußere Ursachen bekannt, wie beispielsweise veränderte Umweltbedingungen, Ernährungsbedingungen und Hygienestandards. Da rund 20.000 verschiedene Allergene bekannt sind, haben allgemeine Äußerungen nur begrenzten Gehalt, es kommt auf den jeweiligen Allergietyp an.“

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Angelika Pallisch sieht unter anderem in einer klimabedingten Neuansiedelung von Pflanzen erhöhtes Allergierisiko.
Foto: Gabriela Peterka

„Die Zunahme von allergischen Reaktionen auf Ragweed, das für so manchen „Herbst-Heuschnupfen“ verantwortlich ist, hängt mit der klimabedingten Neuansiedlung der Pflanzen zusammen,“ erläutert Pallisch. Diese gab es früher in unseren Breiten schlichtweg nicht. „Bei Lebensmittelunverträglichkeiten hingegen geht es oft um die Darmflora und somit nicht selten um einseitige Ernährung.“

Wie werden Allergien und Unverträglichkeiten heute diagnostiziert?

Angelika Pallisch erklärt, dass in der hausärztlichen Abklärung mittels Bluttest rund 300 krankmachende Allergene erkannt werden. „Weitergehende Diagnostik ist aber in vielen Fällen erforderlich, weshalb ich mit Allergieambulanzen und Fachärzten - vor allem Hautärzten, Lungenfachärzten und HNO-Ärzten - zusammenarbeite. Oftmals können wir Mediziner wirksam helfen, um allergische Leiden zu lindern und den mit so manchen Allergien verbundenen Gesundheitsgefährdungen vorzubeugen.“

Einen Appell richtet sie an die Patienten: „Bitte kontaktieren sie ihren Arzt frühzeitig. Im Zweifel zuerst zum Hausarzt. Er wird sie gegebenenfalls zur Allergieambulanz oder zum Facharzt überweisen. Dadurch kann am besten geholfen und vorgebeugt werden.“

Erfahrung am eigenen Leib

Eine Patientin aus Waidhofen berichtet im Gespräch mit der NÖN über ihre Erfahrungen mit ihrer Histamin-Unverträglichkeit: „Vor ca. 15 Jahren bemerkte ich erstmals eine Veränderung. Ich bekam Niesanfälle, Reizhusten und rote Flecken im Gesicht, meist nach dem Essen. Mein Hautarzt stellte mittels Test eine Histamin-Unverträglichkeit fest und übergab mir eine Liste mit stark histaminhaltigen Lebensmitteln. Diese sollte ich vorerst komplett aus meinem Speiseplan streichen. Darunter waren stärker gereifter Käse, Paradeiser, Salami, Rotwein, Nüsse und Schokolade. Damit war ein großer Teil meiner Lieblingsspeisen tabu. Heute kann ich vieles davon wieder in Maßen genießen, da ich mit meinen Antihistaminika-Medikamenten die allergischen Reaktionen gut im Griff habe. Nur auf Nüsse und Rotwein verzichte ich auch weiterhin.“

Behandlung von Allergien

Erwin Pusch von der Apotheke „Zum heiligen Hubertus“ zählt die verschiedenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten auf: „Antihistaminika, pflanzliche Präparate, Schüßler-Salze und auch homöopathische Präparate stehen den Patienten meist als Augentropfen oder Nasenspray zur Verfügung. Eine Behandlung ist wichtig, um Spätfolgen wie allergisches Asthma zu vermeiden.“

Zur Behandlungsdauer merkt Pusch an, dass diese wesentlich von der Stärke der Allergie abhängt bzw. wie viele Allergien vorliegen. „Eine Kur zur Desensibilisierung kann einige Jahre dauern. Dem Facharzt stehen hier Arzneimittel in verschiedenen Verabreichungsformen zur Verfügung, zum Beispiel als Spritze, Tablette oder sublinguale Tropfen.“

Die medikamentöse Behandlung von Allergien und Unverträglichkeiten beschreibt Pusch wie folgt: „Die Diaminoxidase ist ein körpereigenes Enzym, das Histamin im Körper abbaut. Wurde eine Histaminintoleranz diagnostiziert, kann man das Enzym medikamentös zuführen und erzielt somit eine Linderung der Beschwerden. Substanzen zur Stabilisierung der Mastzellen können auch vorbeugend eingesetzt werden.“

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