Lkw-Lawine: Lokalaugenschein in Problemgemeinden

Erstellt am 10. November 2021 | 04:13
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Initiative Transitstopp Waldviertel lud zum Umweltfrühstück, um Maßnahmen gegen Lkw-Problematik zu diskutieren.
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Das Problem des Schwerkverkehrs ist ein altbekanntes in der Region. Die Initiative Transitstopp Waldviertel lud nun zu einem Umweltfrühstück beziehungsweise Umwelttag, um der Lkw-Problematik weitere Aufmerksamkeit zu schenken.

Bei einem gemeinsamen Frühstück mit politischen Vertretern aus der Region legte die Initiative die grundlegende Verkehrsproblematik im Waldviertel dar, ausgehend von der Situation in Dobersberg. Anwesend waren unter anderem der Grüne Nationalratsabgeordnete Martin Litschauer und Dobersbergs ÖVP-Bürgermeister Martin Kößner.

„Der Schwerverkehr läuft ungehindert durch die Orte, über die Straßen, die nicht dafür geeignet sind“, meinte Anton Dorfinger von der Initiative Transitstopp Waldviertel. Die Folge seien Lärmbelastung, Gefährdung der Sicherheit sowie erhebliche Schäden an den Straßen. „Es muss sich grundlegend etwas verändern“, betonte Dorfinger. Eine Petition mit 1.300 Unterschriften gab es bereits.

Fahrverbote oder Tempo 30 für Dobersberg gewünscht

Im Anschluss an das Frühstück ging es zum Lokalaugenschein an die Ortseinfahrten von Dobersberg sowie nach Fratres, Merkengersch und Niederedlitz. Dabei konnten sich auch Anrainer einbringen. Später ging es nach Thaya und Amaliendorf. Letztere Ortschaft wurde dabei von der Initiative als Positivbeispiel auserkoren. „Die Gemeinde ist sehr engagiert bei dem Thema“, lobte Dorfinger. Hier hätte man beispielsweise mittels Radarbox eine Verkehrsberuhigung erzielen können.

Ähnliche Maßnahmen, Fahrverbote oder Geschwindigkeitsbeschränkungen wünschte sich Dorfinger auch für Dobersberg. „Von der Gemeinde besteht aber anscheinend kein Interesse, etwas zu unternehmen. Es ist immer nur ein Hinhalten und Rausschieben“, schilderte er im Gespräch mit der NÖN verärgert. Auch ein bereits beschlossenes Nachtfahrverbot würde von den Transportunternehmen kaum beachtet werden. „Das Problem mit den Lkw geht jetzt schon seit Jahren so und wird immer schlimmer“, sagt Dorfinger.

Dass vonseiten der Gemeinde nichts passiert, dem widerspricht Bürgermeister Martin Kößner: „Es gibt geplante Maßnahmen, wie eben ein 30er bei den Ortseinfahrten. Wir haben das Anliegen bei der Bezirkshauptmannschaft eingebracht. Jetzt folgt eine Überprüfung der Lage.“ Laut Kößner liege der Ball aber bei den Behörden, welche Maßnahmen letzten Endes wirklich umgesetzt werden können.

Alle beim Umweltfrühstück eingebrachten Wünsche zu erfüllen, sei laut Bürgermeister aber auch unrealistisch. Eine Revitalisierung der Thayatalbahn wurde so auch angesprochen. „Zuerst sollte man sich um den Ausbau der Franz-Josefs-Bahn kümmern. Danach können wir darüber reden“, sagt Kößner.

Fratres: Belastung für Anwohner unzumutbar

In Fratres machte man sich beim Grenzübergang ein Bild von der Lage. Die Lärm- und Umweltbelastung durch die in kurzen zeitlichen Abständen fahrenden Holztransporter sei für die Bewohner der an der Landesstraße B36 gelegenen Ortschaften unzumutbar, der vor wenigen Monaten vereinbarte freiwillige Verzicht auf Nachtfahrten zwischen 22 und 5 Uhr werde nicht eingehalten, ebenso werde die vorgeschriebene Gewichtsbeschränkung häufig überschritten, berichteten die Teilnehmer. Ein Bewohner aus Thaya, der direkt an der Landesstraße wohnt, klagte über Risse an der Fassade seines Hauses, die durch die von den Lastwagen verursachten starken Vibrationen entstanden seien.

Anton Dorfinger gab zu bedenken, dass die LKW-Fahrer miteinander vernetzt seien, von den jeweiligen Kontrollen kurzfristig verständigt und auf andere Grenzübergänge ausweichen würden. Einig war man sich, dass kurzfristig verkehrsberuhigende Maßnahmen wie Radarüberwachung, maximal 30 Stundenkilometer in den Ortschaften und permanente Wiegemöglichkeiten gesetzt und langfristig die Transporte vom LKW auf die Schiene verlegt werden sollten.

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