Neuer Raabser Stadtchef: „Nehme das Amt sehr ernst“

NÖN: Sie kamen vor sechs Jahren als Quereinsteiger in die Politik. War das Bürgermeisteramt etwas, was Sie angestrebt haben?
Franz Fischer: Als ich vor sechs Jahren als Vizebürgermeister begann, war das nichts, was ich offensiv angestrebt habe. Es galt damals, einen Nachfolger für Leo Witzmann zu finden, und einige Leute haben mich gebeten, es zu machen.
War das nicht schwierig, gleich so ins kalte Wasser geworfen zu werden? Was waren die ersten Lektionen, die Sie gelernt haben?
Fischer: Ich hatte vorher ein Jahr Zeit, in die Sache reinzuschnuppern, bevor ich das Amt des Vizebürgermeisters übernommen habe. Ich habe schon bald bemerkt, dass es nichts bringt, über alles zu schimpfen. Man muss selber einen Beitrag leisten, wenn man etwas verändern oder bewegen will. Für mich liegt vieles im menschlichen Bereich, wenn es darum geht, ein Vorhaben umzusetzen. Das ist genauso wichtig wie das Geld, das man zur Umsetzung braucht. Eine weitere wichtige Lektion war, nichts zu versprechen, was man dann nicht halten kann. Und dass es manchmal nicht möglich ist, es jedem recht zu machen, egal wie man sich auch bemüht.
Wie wurden Sie als Quereinsteiger aufgenommen?
Fischer: Von Anfang an gut. Das ging nur, weil innerhalb der Gemeinde vom Bürgermeister über die Stadträte bis zu den Gemeinderäten eine ehrliche, fraktionsübergreifende und vertrauensvolle Arbeit und Kommunikation geleistet wird und wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten und auf Augenhöhe begegnen.
Wollen Sie diesen von ihrem Vorgänger gepflegten Weg fortsetzen, oder wird es Veränderungen geben?
Fischer: Ich bin der Ansicht, wenn etwas gut funktioniert, muss man das Rad nicht neu erfinden. Wichtig ist die Hintergrundarbeit in den Ausschüssen, da gilt es, die anstehenden Entscheidungen untereinander abzusprechen und auszudiskutieren, damit es dann nicht erst in der Gemeinderatssitzung zu großen Diskussionen kommt und sich einzelne Fraktionen oder Mandatare übergangen fühlen. Ich treffe mich beispielsweise auch regelmäßig mit dem SPÖ-Stadtrat Karl Czudly auf einen Kaffee, wo wir uns dann auch über Gemeindeangelegenheiten unterhalten. Kommunikation, Information und Motivation sind die Devise. Wenn es etwas zu reden gibt, wird geredet und wenn es sein muss auch gestritten, bis die Sache geklärt ist. Das Blödeste wäre, nichts zu reden.
Dieser Weg des gegenseitigen Austausches setzt aber auch eine gewisse Holschuld jedes Mandatars voraus, oder?
Fischer: Jeder Mandatar muss sich sich seiner Verantwortung bewusst sein und ihr gerecht werden. Man muss in den Dörfern draußen präsent sein, dazu gehört auch, bei diversen Anlässen dabei zu sein. Manche Anliegen lassen sich dann gleich im Gespräch vor Ort klären.
Was bedeutet für Sie dieses „Draußensein“ bei den Bürgern? Wie legen Sie das an?
Fischer: Ich bin gern unter Leuten, wer in Raabs auf Veranstaltungen geht, wird mich dort oft antreffen. Ich gehe aber auch am Sonntag durch Raabs und schaue mich um und kehre kurz ins Wirtshaus ein. Wenn es etwas gibt, wo der Schuh drückt, erfährt man es dort am schnellsten.
Sie sind ja neben ihrer Tätigkeit als Bürgermeister auch als Land- und Forstwirt, als Landeskammerrat und Fernwärmegenossenschaftsobmann tätig. Planen Sie, hier irgendwo kürzer zu treten?
Fischer: Ich überlege, innerhalb der Gemeinde einige Funktionen abzugeben, etwa im Wasserverband Thaya-Mittellauf. Ich muss mir auch angewöhnen, mehr zu delegieren. Ich nehme das Amt sehr ernst, ich bin jemand, der Dinge gewissenhaft erledigt, und da mache ich viel selber und stresse mich damit. Ich muss lernen, anderen Leuten mehr anzuschaffen.
Wie waren die ersten Tage im Amt?
Fischer: Die ersten Antrittsbesuche habe ich schon erledigt, ich war in der Schule und im Kindergarten und habe mir die Anliegen des Personals angehört. Man hat das Gefühl, dass es geschätzt wird, wenn man mit den Leuten redet. Und wenn ich über den Hauptplatz gehe, spüre ich viel Wohlwollen von den Leuten mir gegenüber.