Der Großbrand von 1873: Als Waidhofen an der Thaya in Flammen stand

Vor 150 Jahren, am 7. August 1873, brach um die Mittagszeit im Gasthaus Goldener Löwe (heute Restaurant Oswalds) ein Feuer aus, das durch überhitztes und in Brand geratenes Schmalz verursacht wurde. Das Feuer griff um sich und setzte den Dachstuhl in Brand. Die Dächer der Häuser waren damals großteils mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt, ein heftiger, vom Westen her wehender Wind begünstigte die Ausbreitung des Feuers auf die umliegenden Häuser. Gebäude vom Hauptplatz bis nach Niederthal und Altwaidhofen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die erst zwei Jahre zuvor gegründete Feuerwehr musste das Löschwasser in Eimern von nahe gelegenen Brunnen herbeitragen und in die hölzerne Spritze füllen, mit der die Feuerwehrmänner den Brand zu löschen versuchten.
Schaden betrug insgesamt 519.840 Gulden

178 Häuser und acht Scheunen in Waidhofen und Niederthal, zehn Häuser und etliche Nebengebäude in Altwaidhofen wurden in Schutt und Asche gelegt. Der Schaden betrug insgesamt 519.840 Gulden. Bereits zwei Tage später, am 9. August, beschloss der Gemeindeausschuss, ein Hilfskomitee zur Unterstützung der vom Feuer betroffenen Bewohner zu gründen. Schlafstellen für die nach dem Brand obdachlosen Menschen wurden in der Volksschule, im Schloss und in der Schießstätte geschaffen.

Adelige, Gemeinden und der Kaiser spendeten
Großzügige Geld- und Sachspenden trafen ein, unter anderem von den Gemeinden Windigsteig, Schrems, Krems, Steyr, Wien, sogar aus dem tschechischen Marienbad. Adelige Familien wie Gudenus und Fischer von Ankern brachten Spenden bei, auch Kaiser Franz Josef beteiligte sich mit 4.000 Gulden.
Die Franz-Josefs-Bahn bot die Beförderung von Baumaterialien zu günstigen Preisen, Nachbargemeinden halfen tatkräftig beim Wiederaufbau mit. Die Instandsetzung der abgebrannten Gebäude erfolgte innerhalb kurzer Zeit. Der Heimatforscher Ignaz Jörg hielt in einem Gedicht fest, dass nach der Wiederherstellung der Häuser „Waidhofen schöner denn je“ sei, mit geschmackvollen Fassaden und neuen Aufbauten.
Bemerkenswert ist auch, dass heute noch in manchen damals vom Feuer betroffenen Häusern angebrannte Dachpfosten zu sehen sind.
