Quereinsteiger als Werksleiter: Blick über den Tellerrand ist gefragt

Im Mittelpunkt der neuen Mitarbeiter-Werbungskampagne steht der Begriff „Mitmacher“: Anstatt starrer Jobdefinitionen geht es darum, Menschen zu finden, die ihr Wissen und Können in einem bestimmten Bereich einbringen, sich gegenseitig im Team ergänzen und bereit sind, auch neue Ideen auszuprobieren und bei Veränderungen mitzumachen.
„Man muss nicht alles selber wissen“
Einer, der diesen Schritt schon 2019 gewagt hat, ist Günther Hag. Dass es den Absolventen der Fachschule für Elektrotechnik in Karlstein ausgerechnet in eine Tischlerei verschlagen hat, ohne jemals eine Berufsausbildung in einem holzverarbeitenden Gewerbe absolviert zu haben, mutet auf den ersten Blick etwas merkwürdig an. Doch im Gespräch mit Hag wird schnell deutlich, warum er für die Position des Werksleiters genau der Richtige ist – trotz oder gerade wegen seines Status als Quereinsteiger.
„Man muss nicht alles selber wissen. Wichtig ist es, Leute um sich zu haben, die es wissen und bei denen man nachschauen oder nachfragen kann. Je mehr Menschen man in die Entscheidungsfindung einbindet, desto mehr stehen sie auch hinter dieser Entscheidung“, erklärt Hag. „Es macht Spaß, aus Mitarbeitern mehr herauszuholen, als sie sich selber zunächst zutrauen.“
Eigenverantwortung statt Diktat von oben
Wer einen Job sucht, wo jedes Detail vom Chef diktiert und keine Diskussion oder Eigenverantwortung gesucht wird, ist bei Schrenk falsch. Unkonventionelle Ansätze, wie sie mit einigen Projekten verfolgt werden, erfordern einen erweiterten Horizont, den Blick über den Tellerrand hinaus. Darum setzt man bei Schrenk bewusst auch auf Quereinsteiger: „Wir haben einen ehemaligen Fleischhauer in der Wandfertigung, der hat Ideen, auf die ein gelernter Zimmerer nie kommen würde“, merkt Hag an.
Er war die meiste Zeit seines Berufslebens bei einem holzverarbeitenden Konzern tätig, wo er zum Abteilungsleiter und zuletzt zur Sicherheitsfachkraft aufstieg. Bei einer Schulung für Lean-Management (schlankes, effizientes Management, Anm.) durch Stefan Schrenk sprang der Funke über – Günther Hag entschloss sich, vom großen Konzern zu Schrenks Mittelstandsbetrieb zu wechseln. „Ich wollte kein starres Konzept umsetzen, das von irgendwoher kommt, sondern selber mitgestalten und am Ende des Tages wissen, wofür ich gearbeitet habe, statt irgendwelchen Leuten, die ich nicht einmal persönlich kenne, irgendwelche Berichte zu schicken, auf die nie eine Rückmeldung kommt“, begründet Hag seinen Entschluss, den gesicherten und gut bezahlten Job aufzugeben und etwas Neues zu wagen.
Er begann als Lean-Manager bei Schrenk und ist mittlerweile Betriebsleiter für den gesamten Vitiser Standort. „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das Werk läuft, dass die Prozesse effizienter werden, dass Mitarbeiter ausgebildet werden und herausgefiltert werden kann, wer ein ‚Mitmacher‘ und wer ein ‚Mitgestalter‘ ist“, erläutert Hag. Mitmacher seien all jene, die in der Werkstatt und auf der Baustelle an den Produkten arbeiten, Mitgestalter seien darüber hinaus jene Leute, die über den Tellerrand hinausschauen und daher besonders geeignet seien, an Entscheidungsfindungen und neuen Ideen mitzuwirken.
„Wichtig ist für mich, dass ich meine Freiheiten habe, um zu gestalten. Stefan Schrenk lässt uns Mitarbeitern viel Freiraum, er sagt, in welche Richtung er gehen will, dann können wir daran arbeiten, und wenn es nicht passt und in die falsche Richtung geht, dann wird eben nachgeschärft und der Kurs korrigiert“, betont Hag. Fehler zu machen ist erlaubt. „Auch aus Misserfolgen lernt man etwas – nämlich, dass etwas so nicht geht. Dann muss man eben etwas anderes probieren. Wer nie Fehler macht, wird auch nie etwas Neues entwickeln können“, ist der Werksleiter überzeugt.
Im Rückblick: Entscheidung zum Wechsel richtig
Günther Hag fühlt sich in seiner Entscheidung bestätigt, den Job gewechselt zu haben. In einem mittelständischen Betrieb zu arbeiten, in dem man den Chef und die Kollegen persönlich kennt, ist für Hag, der gerne mit Menschen arbeitet, ein ideales Umfeld. In einem großen Konzern gehe diese Menschlichkeit leider verloren, man wird zur Nummer.
Vorteilhaft seien hingegen die umfangreichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich habe bei meinem vorhergehenden Arbeitgeber viel gelernt, vor allem im Projektmanagement. Davon profitiere ich heute“, merkt Hag an.