Filmfestival: Steht die Frontale vor dem Ende?

Dass es hinter den Kulissen des Filmfestivals schon länger gegärt hat, ist ein offenes Geheimnis. Jetzt kam es zum großen Knall: Mit Reinhard Astleithner und Christoph Gausch traten die Frontale-Erfinder zurück, mit ihnen verabschiedete sich auch die Kurzfilm-Jury sowie ehrenamtliche Helfer. Ob das Filmfestival wie geplant im November seine achte Auflage erlebt, ist deswegen mehr als fraglich.
Das internationale Filmfestival war in den letzten Jahren stetig gewachsen: Vom BORG ging‘s ins SUB, dieses wurde bald zu klein, deswegen hob die Stadtregierung das Festival 2017 auf eine größere Bühne – ins Stadttheater. In Zahlen war das ein Erfolg: 3.025 Besucher kamen, um unter anderem Schauspieler Karl Merkatz zu sehen.

Allerdings änderte sich mit dem Umzug ins Stadttheater auch die Führung der Frontale: Stadttheater-Chef Christoph Dostal wurde von der Stadtregierung zum Festivaldirektor ernannt, von Beginn an kam es zu Spannungen mit dem bisherigen Frontale-Team. Nach dem Festival im Vorjahr gab es Krisensitzungen, die allerdings nicht gefruchtet haben dürften.
Nachdem sich Christoph Gausch mit der Stadtführung nicht mehr auf eine Weiterarbeit einigen konnte, legte vergangene Woche auch der Künstlerische Leiter Reinhard Astleithner alle Aufgaben zurück.
Er schreibt in einer Stellungnahme: „Die Frontale war nie als Vehikel zur Selbstdarstellung gedacht. Die Frontale war nie als Vehikel gedacht, das die Innenstadt wirtschaftlich belebt; das ergab sich von selbst – durch qualitativ hochwertige Filme, die damit einhergehenden Filmgespräche und das interessierte Publikum. Die Frontale war Filmkulturvermittlung in sympathischer und freundschaftlicher Atmosphäre mit dem Ziel, Filmkunst jeglicher Genres und Herangehensformen ans Licht zu bringen und damit der Vision einen Namen zu geben. Wer jedoch versucht, sich an dieser Vision zu bedienen, hat ihren eigentlichen Sinn nicht verstanden.“
Auch Festival-Jury schmeißt alles hin
Wenige Stunden später kündigte auch die Festival-Jury (sie prämierte die Kurzfilme) ihre Zusammenarbeit auf: „Das Festival verliert mit dem Gehen der beiden sein Herz, seine Seele und sein Gehirn. Wir bedauern diesen Schritt zutiefst, können die Entscheidung von Christoph Gausch und Reinhard Astleithner angesichts der derzeitigen Umstände jedoch nachvollziehen. Aufgrund dieser sehr kurzfristig veränderten, uns von offizieller Seite zudem nicht mitgeteilten Rahmenbedingungen, die viele Fragen aufwerfen, ist es uns als Kurzfilm-Jury leider nicht mehr möglich, unserer Arbeit in integrer und korrekter Weise nachzugehen.“ Auch Michael Diller-Hnelozub, er arbeitete zwei Jahre ehrenamtlich für die Frontale, meint: „Die Frontale ist ein Festival von Wiener Neustädtern für Wiener Neustädter. Das macht den einmaligen Charme aus, so soll es bleiben. Ich kann nicht nachvollziehen, warum das erfolgreiche Team zu wenig Unterstützung bekommen hat. Ohne diese Persönlichkeiten ist die Frontale nicht mehr unser Filmfestival.“
Kulturstadtrat will Gespräche führen
Festivaldirektor Christoph Dostal wollte auf NÖN-Anfrage keinen Kommentar zu den neuesten Entwicklungen abgeben. ÖVP-Kulturstadtrat Franz Piribauer sagt: „Ich bedauere die Entwicklung zutiefst.“ Die bisherigen Macher hätten das Festival über viele Jahre weiterentwickelt, „der Schritt in das Stadttheater hat gezeigt, welchen Stellenwert das Filmfestival für die Stadt hat“. Er will mit den handelnden Personen in den nächsten Tagen auf jeden Fall noch Gespräche führen, dann werde entschieden, wie es mit dem Filmfestival weitergehe.