ÖVP-Bezirksparteiobmann Hanger: „Auf Stimmungen genauer hinhören“

Erstellt am 22. Februar 2023 | 04:49
Lesezeit: 5 Min
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ÖVP-Bezirksparteiobmann Andreas Hanger möchte nach der Niederlage bei der NÖ Landtagswahl nun aktiv auf die enttäuschten ÖVP-Wählerinnen und -Wähler zugehen und alles tun, um sie wieder zurückzugewinnen. Im Hinblick auf die Gemeinderatswahl 2025 sieht er seine Partei im Bezirk aber nach wie vor gut aufgestellt.
Foto: ÖVP
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ÖVP-Bezirksparteiobmann Andreas Hanger über das schlechte Abschneiden seiner Partei bei der NÖ Landtagswahl und die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind.

NÖN: Bei der NÖ Landtagswahl hat die ÖVP auf Landes-, aber auch auf Bezirksebene historische Verluste hinnehmen müssen. Worauf führen Sie dieses schlechte Ergebnis im Bezirk zurück?

Andreas Hanger: Dieses Ergebnis hat sicher mehrere Gründe: Angst vor einem Wohlstandsverlust, Teuerung, Energiekrise und anderes mehr. Im Bezirk Amstetten hat aber vor allem auch die Einführung der Impfpflicht sicher eine zentrale Rolle gespielt. Wir sehen das insbesondere auch am Wahlergebnis in meiner Heimatgemeinde Ybbsitz. Viele Wählerinnen und Wähler haben sich durch die Einführung der Impfpflicht in ihren persönlichen Freiheitsrechten – zu Recht – eingeschränkt gefühlt und der Regierung einen Denkzettel verpasst.

Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, dann braucht es Zuwanderung.

Wie reagiert man seitens der Bezirks-ÖVP darauf? Braucht es eine inhaltliche Neuausrichtung oder wird es sogar personelle Konsequenzen geben?

Hanger: Wir müssen auf diese Gruppe aktiv zugehen und alles tun, damit wir diese enttäuschten ÖVP-Wähler wieder zurückgewinnen. Auf der personellen Ebene hat es schon sehr weitreichende Konsequenzen gegeben. Michaela Hinterholzer, unsere langjährige Abgeordnete, wird zukünftig im NÖ Landtag nicht mehr vertreten sein. Und das ist schon sehr bitter, wenn ich daran denke, was Michaela Hinterholzer für den Bezirk und die Menschen im Bezirk alles erreicht hat. Das ist ein herber Verlust für unsere Region. Ihre Erfahrung, ihre Netzwerke, ihre Beharrlichkeit und ihr Engagement werden uns im Bezirk sehr fehlen.

Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses haben Sie gemeint, dass diese Wahl Stimmungen, nicht Themen entschieden hätten. Was bedeutet das für die künftige politische Arbeit?

Hanger: Man muss auf diese Stimmungen noch genauer hinschauen. Die Regierung hat zum Beispiel unglaublich viel Geld für die Linderung der Teuerung ausgegeben. Diese Hilfe ist aber vielfach bei den Menschen emotional nicht angekommen. Da braucht es einfachere Lösungen, wobei eine konkrete Umsetzung nicht immer ganz einfach ist. Werden Unterstützungen einfach und unbürokratisch ausbezahlt, heißt es sofort „Gießkanne“ und „nicht treffsicher“. Wenn Hilfen auf eine Zielgruppe zugeschnitten werden, dann sehen wir oft Abgrenzungsprobleme und einen hohen bürokratischen Aufwand.

Die Corona-Maßnahmen und die Impfpflicht haben offensichtlich viele ÖVP-Wählerinnen und -Wähler in die Arme der FPÖ getrieben. Sie haben sich nach der Wahl im NÖN-Gespräch für die Einschränkung der Freiheitsrechte in der Corona-Pandemie entschuldigt. Braucht es da noch eine profundere Aufarbeitung?

Hanger: Ja, die braucht es. Um sich auf zukünftige Krisen besser vorbereiten zu können, ist eine Evaluierung der getroffenen Maßnahmen notwendig. Auf der politischen Ebene ist das in Österreich leider sehr schwierig, weil es dann wieder nur um gegenseitige Schuldzuweisungen gehen wird.

Die FPÖ stürzt sich wieder auf das Asyl-Thema. Wie stehen Sie zu den zuletzt von Landesrat Waldhäusl getätigten Aussagen gegenüber Jugendlichen mit Migrationshintergrund? Muss sich die ÖVP Ihrer Meinung nach der Asylpolitik der Freiheitlichen annähern oder klarer davon abgrenzen?

Hanger: Da braucht es eine klare Abgrenzung. Wenn wir unseren Wohlstand in Österreich erhalten wollen, dann braucht es Zuwanderung. Wer das anders sieht, nimmt die Realität nicht zur Kenntnis. Zuwanderung und Asyl sind aber zwei Paar Schuhe. Die Zuwanderung muss sich nach dem Bedarf in Österreich richten und beim Asyl, der Gewährung von Schutz, braucht es faire Verfahren auf der europäischen Ebene und eine gleichmäßige Verteilung. Es kann nicht sein, dass wenige Länder, wie Österreich, die Hauptlast tragen.

Die ÖVP lag bei Landtagswahlen im Bezirk Amstetten bislang immer über dem Landesschnitt. Jetzt liegt man darunter. Schwächt das den politischen Einfluss des Bezirks auf Landesebene?

Hanger: Dieses Wahlergebnis schmerzt und trägt sicher nicht dazu bei, unseren Einfluss in St. Pölten zu erhöhen. Mit Anton Kasser, Bernhard Ebner und 32 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sind wir im Bezirk aber nach wie vor sehr gut aufgestellt.

Welche Lehren aus der Wahl muss man im Hinblick auf die Gemeinderatswahl 2025 ziehen, wenn etwa in Behamberg die FPÖ die ÖVP mittlerweile überholt hat?

Hanger: Die Fehler im Pandemie-Management sind aufzuarbeiten. Und man muss aktiv auf diese Gruppe zugehen, um die Gräben der Vergangenheit soweit es geht zuzuschütten.

Michaela Hinterholzer war federführend, als es darum ging, die Landesausstellung in den Bezirk zu holen, und sie war bislang auch die treibende Kraft bei der Vorbereitung. Was bedeutet es für die Landesausstellung, dass sie nicht mehr im Landtag ist?

Hanger: Es ist ein großer Verdienst von Michaela Hinterholzer, dass die Landesausstellung 2026 im Großraum Amstetten stattfindet, und es macht sicher Sinn, ihre Erfahrungen für dieses große Projekt zu nutzen.

Sie sind auch ehrenamtlich als Geschäftsführer der Forster- alm tätig. Wie geht es mit dem Skigebiet weiter? Hat dieForsteralm Zukunft?

Hanger: Wir sind mit der laufenden Saison sehr zufrieden. Das neue Konzept hat sich sehr bewährt und mit der aktuellen Kostenstruktur sind wir in der Lage, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Neue Angebote wie das „Rodeln“ werden sehr gut angenommen, das freut uns. Mit diesem Konzept hat die Forsteralm auch eine Zukunft.

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