Upcycling Park: Standort Kematen wackelt

Der Upcycling Park, den die zur Baumit-Gruppe gehörende BIO-Brennstoff GmbH in einer Schottergrube entlang der B121 in Kematen errichten möchte, wackelt. Wie berichtet, stößt das Vorhaben bei den Anrainern auf wenig Gegenliebe. Bedenken hinsichtlich der Ökologie und gesundheitlicher Auswirkungen ließen die Wogen in Kematen zuletzt hochgehen. Parallelen zur Aluminiumschmelze der SMA, die in den 90er-Jahren in Kematen errichtet werden sollte, nach massiven Bürgerprotesten aber schließlich zu Fall gebracht worden war, wurden gezogen.
Unterstützung bekamen die Anrainer von der SPÖ, die eine Online-Petition gegen das Projekt ins Leben rief. Knapp 500 unterzeichneten bislang. Kematens Bürgermeisterin Juliana Günther (ÖVP) sprach hingegen von einem „Zukunftsprojekt“, auf das man sich die Chance nicht verbauen wolle.
„Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass, wenn sich ein politischer Kleinkrieg entwickelt, es besser ist, zu stoppen.“ Robert Schmid, Eigentümer der Baumit-Gruppe
In der Vorwoche nahmen die Entwicklungen um das umstrittene Vorhaben dann weiter Fahrt auf. Am Dienstag ließ die Gemeinde Kematen wissen, dass man sich, um das Projektvorhaben bewerten zu können, Unterstützung beim Umweltministerium und Global 2000 erbeten habe.
„Die Lebensqualität der Menschen und die Erhaltung der Natur in Kematen hat für uns oberste Priorität. Nun soll ein unabhängiges Gutachten Gewissheit über die Umweltverträglichkeit des geplanten ‚Upcycling Parks‘ bringen“, sagte Bürgermeisterin Günther. „Sollte er sich als zukunftsorientierte Technologie herausstellen, die nicht Gefahr für die Umwelt, sondern vielmehr eine Chance ist, Produkte durch einen Recyclingvorgang wiederzuverwerten, muss man zumindest Gesprächen darüber offen gegenüberstehen“, hielt die Ortschefin fest.
Weltweit erste Anlage dieser Art
Die BIO-Brennstoff GmbH stellte sich dann am Donnerstag, nachdem zuvor bereits zwei Pressetermine zum Vorhaben angesetzt und wieder abgesagt worden waren, der Presse, um über das Projekt zu informieren.
Der Eigentümer der Baumit-Gruppe Robert Schmid und der Geschäftsführer der BIO-Brennstoff GmbH Eberhard Reil sprachen von einem „zukunftsweisenden Vorzeigebetrieb der Kreislaufwirtschaft“.
„Wir wollen aus Reststoffen Wertstoffe machen und so die natürlichen Ressourcen schonen“ Robert Schmid, Eigentümer Baumit-Gruppe
Mittels einer neuen Technologie solle in der weltweit ersten Anlage dieser Art aus Salzschlacke, die bei der Aluminiumproduktion bislang übrig blieb, durch Verbrennung hochwertiger Tonerdezement, der bislang fast vollständig aus Asien importiert werden muss, hergestellt werden.
Die für die Produktion benötigte Energie werde aus Reststoffen hergestellt, die nicht mehr recycelt werden können. Auf höchste ökologische Standards werde dabei Wert gelegt, versicherten Schmid und Reil. Auch Sorgen hinsichtlich der Gesundheit seien unbegründet.
Der Standort Kematen sei für das Vorhaben perfekt, betonte Schmid. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen stehe er allerdings infrage. Man habe das Projektvorhaben offen und transparent kommunizieren wollen, sagte Reil. „Doch leider ist es unter die Räder parteipolitischer Spiele und unsachlicher Kampagnen gekommen.“ Man habe sich deshalb dazu entschlossen, den Standort nochmals zu diskutieren.
„Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass, wenn sich ein politischer Kleinkrieg entwickelt, es besser ist, zu stoppen.“ Robert Schmid
Man wolle nicht Spielball parteipolitischer Interessen werden, hielt auch Schmid fest. „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass, wenn sich ein politischer Kleinkrieg entwickelt, es besser ist, zu stoppen.“ Gegenüber der SPÖ übte der Konzernchef Kritik. „Man sollte sich schon vorher mit etwas beschäftigen, bevor man dagegen ist“, sagte er und verwies darauf, dass die SPÖ zur Projektpräsentation für den Gemeinderat nicht erschienen sei. Schmid hielt fest, dass mit dem Upcycling Park 50 neue Arbeitsplätze in der Region entstünden. „Doch gerade bei denen, die meinen, sie sind für die Arbeit zuständig, wird das ignoriert“, sagte Schmid.
50 Millionen Euro will das Unternehmen in das Projekt investieren. „Wenn das nicht funktioniert, tut uns das weh“, hielt der Konzernchef fest. „Ein Scheitern wäre für uns bedrohlich.“ Aus diesem Grund wolle man hinsichtlich des Standorts Kematen jetzt einmal die Entwicklung der nächsten Tage und Wochen abwarten. „Für mich wäre Kematen noch immer der ideale Standort“, hielt Schmid fest. „Ich habe das geistig aber schon ziemlich abgehakt.“
Start für Standortsuche in Österreich
Die Pressekonferenz verstand das Unternehmen deshalb auch als Start für eine neue Standortsuche. Ziel sei es, einen österreichischen Standort – bevorzugt in Nieder- oder Oberösterreich – zu finden. Sollte man an Österreich scheitern, werde man das Vorhaben im „nördlichen Ausland“ realisieren, stellte Schmied klar. Bis Jahresende wolle man Klarheit.