Preisverfall: Sorge um Milchpreis

Erstellt am 09. März 2016 | 05:09
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Foto: NOEN, Kössl
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Bauernbund schlägt Alarm: Stimmung in Landwirtschaft am Tiefpunkt. Appell an Politik, Molkereien, Bauern und Konsumenten.

Der niedrige Milchpreis macht den Ybbstaler Bauern zu schaffen. Rund 30 Cent bekommen die Landwirte derzeit von ihrer Molkerei für einen Liter konventioneller Milch. Zu diesem Preis sei es im Berggebiet nicht möglich, gewinnbringend zu produzieren, hält Bauernbund-Teilbezirksobmann Anton Kasser fest. Seit dem Fall der Milchquote innerhalb der EU vor einem Jahr drücken höhere Produktionsmengen stark auf den Preis. Vor allem irische und niederländische Bauern hätten ihre Milchmengen stark erhöht, so Kasser. Dazu komme das Russland-Embargo, das die Landwirtschaft zu 100 Prozent tragen müsse.

Seit 1995 haben etwa 20 Prozent der Landwirte im Ybbstal das Handtuch geworfen. „Unsere Bauern sind die Erhalter des Kulturguts Landwirtschaft“, sagt der ÖVP-Landtagsabgeordnete. Schreite das Bauernsterben voran, werde es diese Kulturlandschaft in der derzeitigen Form künftig wohl nicht mehr geben.

Eine Möglichkeit gegenzusteuern sieht Kasser in einer Bewusstseinsbildung. „Wir müssen die Konsumenten dazu bringen, regional zu kaufen.“ Aber auch bei der Bauernschaft müsse ein Nachdenkprozess einsetzen – mehr Eigeninitiative bei der Vermarktung bäuerlicher Produkte sei notwendig. „Die Bauernschaft sollte darüber nachdenken, mehr Prämiumprodukte herzustellen“, meint der Obmann der Bezirksbauernkammer Waidhofen, Klaus Hirner. Biomilch oder Heumilch seien gefragt.

Umstellung auf  Bio für alle möglich

Zwischen 50 und 60 Bio-milchbetriebe zählt man derzeit im Ybbstal. „Wir setzen alle auf Qualität, aber nicht ein jeder hat die Möglichkeit, auf Bio umzustellen“, sagt Bezirksbäuerin Leopoldine Hirtenlehner und verweist auf eine Umstiegszeit zwischen einem halben Jahr und zwei Jahren. „Wichtig ist, dass wir hinter unseren Produkten stehen“, so Hirtenlehner. „Die Stimmung in der Landwirtschaft bei uns im Berggebiet ist sehr schlecht“, sagt auch Landeskammerrat Mario Wührer. „Dass die Verwaldung unserer Kulturlandschaft noch ausbleibt, liegt daran, dass wir so idealistische Bauern haben.“

Einig sind sich die Bauernbund-Funktionäre, dass auch die Molkereiwirtschaft gefordert ist, wirtschaftlicher zu agieren – etwa im Bereich der Logistik. Es mache keinen Sinn, dass so wie derzeit jede Molkerei mit einem eigenen Lkw die Milch abhole, sagt Kasser. „Diese Kosten bleiben bei den Bauern hängen.“

Aber auch die Politik sei gefordert. So wurde in der letzwöchigen Vollversammlung der Bezirksbauernkammer Waidhofen einstimmig eine Resolution zur Milchmengenregelung auf EU-Ebene beschlossen.