Ortschef Thomas Raidl: „Wichtig ist, dass man Menschen halten kann“

NÖN: In Rosenau ist gerade ein Projekt zur Ortsbildneugestaltung am Laufen. Was ist da bereits passiert?
Bürgermeister Thomas Raidl: In Summe sollen 1,2 Millionen Euro in die Ortskerngestaltung von Rosenau investiert werden. Derzeit laufen Gespräche mit dem Land NÖ zur Finanzierung. Da sind wir bereits im Finale. Als Kick-off des Projekts wurde bereits das Umfeld des Bahnhofs neu gestaltet. Dort wurden Bäume gepflanzt und Parkplätze markiert. Ähnlich wie am Sonntagberg erstreckt sich dieses Projekt über mehrere Jahre.
Und was ist konkret geplant?
Raidl: Aufgeteilt auf fünf Bauetappen sind hier mehrere Maßnahmen geplant. Die ganze Straße zwischen Kindergarten und Viadukt soll samt Nebenanlagen ebenso wie der Gemeindevorplatz neu gestaltet werden. Auch da sollen neue Bäume gepflanzt werden. Wir überlegen da auch Tempo 30 einzuführen, damit die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht wird.
Auch in Böhlerwerk gibt es eine Initiative zur Ortsbildneugestaltung. Was ist da angedacht?
Raidl: In Böhlerwerk gibt es einen Ortsentwicklungsverein, der sich erst kürzlich neu aufgestellt hat. Der hat schon ein paar pfiffige Ideen, die man gemeinsam realisieren möchte, das reicht von einer Bücher-Telefonzelle bis zur Gestaltung selbst. Wir haben auch schon ein paar Initiativen gesetzt. So wurde der Platz vor der Volksschule attraktiver gemacht.
Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Schaffung von Radwegen durch das Gemeindegebiet, sowohl touristisch als auch für den Alltagsradverkehr. Wie weit ist man da?
Raidl: Da sind wir gerade mitten drinnen. In der Gemeinderatssitzung im Februar haben wir den Ausbau des Ybbstalradweges zwischen Bahnhof Hilm und Böhlerwerk beschlossen, der in diesem Bereich zum Großteil auch den Alltagsradverkehr abdeckt. In Phase eins, die 2023/2024 realisiert werden soll, fallen Kosten von 288.700 Euro an, wobei ein Drittel bei der Gemeinde verbleibt. In Phase zwei gilt es dann ein paar gefährliche Stellen in Bruckbach zu entschärfen, etwa bei der Unterführung Richtung Sonntagberg rauf, dass man da eventuell eine Querung macht. Da warten wir noch auf eine Stellungnahme der ÖBB. Auch für den Abschnitt ab Böhlerwerk gibt es schon Ideen. Wir arbeiten das Step by Step ab.
Und wie sieht es mit dem Alltagsradweg durch Böhlerwerk aus? Wird dieser nun entlang der Landesstraße verlaufen?
Raidl: Da überlegen wir gerade, wie man das im Zentrum gestalten könnte. Eine Problemstelle gibt es beim Böhlerzentrum. Da haben wir die Diskussion Radweg versus Parkplätze. Dem müssen wir uns noch stellen. Den Abschnitt weiter Richtung Waidhofen haben wir schon ausgelotet.
Wie weit ist man mit der Umfeldgestaltung rund um die Basilika am Sonntagberg?
Raidl: Am Sonntagberg waren wir jetzt als Gemeinde über zehn Jahre aktiv. Das ist grundsätzlich abgeschlossen, es gibt aber noch ein paar kleinere Sachen. Die Renovierung der Basilika, für die ja Diözese, Stift und Pfarre zuständig sind, wird noch bis 2026 dauern. Aber für uns ist das grundsätzlich abgehandelt, weshalb wir jetzt wieder Ressourcen haben, um uns u.a. auf Rosenau zu fokussieren.
Ein großes Projekt ist auch der Breitbandausbau. Wie ist da der Stand?
Raidl: Im Laufe des vorigen Jahres und heuer konnten wir das Ausbaugebiet eins abschließen. Im Juni steht nun ein Koordinationsgespräch für den weiteren Ausbau an. Es geht auf jeden Fall weiter, wobei wir den Fokus nun auf den ländlichen Raum legen. Auch da gab es eine gemeinsame Einreichung um Fördermittel mit anderen Gemeinden. Im Februar wurden dafür vom Gemeinderat Eigenmittel in der Höhe von 251.000 Euro freigegeben. Jetzt geht es darum, mit den einzelnen Liegenschaftseigentümern zu klären, ob man mit den Leitungen durch darf. Im Ort Sonntagberg ist zum Teil schon eine Leerverrohrung vorhanden. Dann werden wir nach Prioritäten den Ausbau machen. Da soll heuer noch der Start sein. Ich denke, dass wir den ländlichen Raum innerhalb von zwei bis drei Jahren bewerkstelligen können.
Ein weiteres großes Projekt ist der Schulumbau in Rosenau. Wie sieht es da aus?
Raidl: Da hatten wir voriges Jahr den Fokus auf den Umbau der Volksschule und auf kleinere Maßnahmen in der Mittelschule. 1,2 Millionen Euro wurden hier 2022 investiert. Nun geht es mit der Mittelschule weiter, da starten im Juni schon die ersten Arbeiten. Zudem wird die Heizung von Gas auf Hackschnitzel umgestellt. Ca. 50 % des Gasverbrauchs der Gemeinde fließen derzeit in Volks- und Mittelschule, deshalb ist diese Umstellung aus Klima- und Umweltschutz- aber auch aus wirtschaftlichen Gründen wichtig.
Wird man den Ausbau von Photovoltaik weiter verfolgen?Raidl: Wir haben da schon einige Initiativen gesetzt, indem wir auf die Volksschule in Böhlerwerk eine PV-Anlage raufgesetzt haben. Wir haben Bürgerbeteiligungsmodelle für die PV-Anlagen auf der Mittelschule und dem ASZ. Aber es gibt nach wie vor Überlegungen, wo es Sinn macht, Photovoltaik zu platzieren. Es gibt jetzt auch eine Erhebung, die sich anschaut, wo PV-Anlagen auf Freiflächen möglich wären, aber forciert werden sollen die Dachflächen. Zusätzlich gibt es viele Privatinitiativen. So installieren etwa unsere Pfadfinder gerade eine PV-Anlage am Dach des Pfadfinderheims. Dieses Projekt kann man via Sponsoring unterstützen.
Wie sieht es mit der Wasserversorgung im Gemeindegebiet aus? Sind da Projekte geplant?
Raidl: Momentan liegt der Schwerpunkt auf dem Wasserhochbehälter Rosenau. Hier sollen die Arbeiten im Juli abgeschlossen werden. Dadurch verbessern wir die Versorgung der Gemeinde mit unserem Trinkwasser. Deshalb wurden auch schon Leitungen zum Hochbehälter Wagenreith gemacht, der dann auch noch ausgebaut werden muss. So wollen wir unsere Ressourcen optimal nutzen. Wir sind aber nach wie vor beim Wasserverbund Ybbstal, wo wir das Wasser von Waidhofen beziehen.
Vorangetrieben wird in Sonntagberg auch die Umstellung auf LED. Wie weit ist man da?
Raidl: Wir haben heuer bereits 348 Lichtpunkte auf LED umgestellt. Das ist sicher auch ein wertvoller Beitrag in Richtung Energieeffizienz.
Ein Thema, das viele Gemeinden derzeit vor Herausforderungen stellt, ist die Umsetzung des Kinderbetreuungspakts des Landes. Demnach soll es schon ab Herbst ein flächendeckendes Betreuungsangebot für Kleinkinder geben. Wie ist man da in Sonntagberg aufgestellt?Raidl: Wir kooperieren hier mit den Nachbargemeinden, wo es Betreuungsangebote gibt. Mittelfristig wollen wir aber schon auch als Gemeinde hier ein Angebot schaffen.
Und wie sieht es im Kindergartenbereich aus? Da gibt es ab Herbst 2024 neue Vorgaben hinsichtlich einer Öffnung für Zweijährige und einer Verkleinerung der Gruppengröße.
Raidl: Wir erheben gerade, wie viele Gruppen wir dann brauchen und wo wir erweitern könnten. Wir haben da noch Ressourcen.
Wie schaut es mit der Nahversorgung in den Ortsteilen aus? Ist die soweit gewährleistet?
Raidl: Grundsätzlich sind wir gut aufgestellt in Rosenau ebenso wie in Böhlerwerk und in Hilm und den anderen Ortsteilen. Wir sind froh, dass wir in Rosenau wieder einen Wirt haben. In den ehemaligen Räumlichkeiten der Sparkasse ist jetzt ein Massageinstitut. Man schaut also immer, dass sich etwas tut. In Sonntagberg haben wir noch Bäcker, Fleischhacker und vieles andere. Nahversorgung reicht für mich vom Gasthaus über die ärztliche Versorgung bis zu Dienstleistern und Handwerkern. Mein Appell an alle, die hier leben, lautet: „Bitte nutzt die Nahversorger, damit die überleben können! Das Motto „Fahr nicht fort, kauf im Ort“ ist aktueller denn je. Außerdem bleibt das Geld in der Region und sichert Arbeitsplätze. Auch aus energie- und klimarelevanten Gründen ist es sinnvoll, wenn man lange Wege meidet.
Was ist im Wohnbereich in Sonntagberg am Laufen und was ist geplant?
Raidl: Da sind einige Projekte in der Pipeline. Die WET errichtet in Hilm auf zwei Abschnitte aufgeteilt 25 Reihenhäuser. Im Zuge dessen ist auch eine Ringleitung für die Wasserversorgung des Ortsteils geplant. Die soll heuer noch begonnen werden. In Böhlerwerk ist die „Siedlung Amstetten“ jetzt mit dem zweiten Wohnbau bald fertig. Hier ist noch ein drittes Gebäude mit zwölf Wohneinheiten geplant. Für die Erweiterung des betreubaren Wohnens in Gleiß sollte auch heuer noch der Startschuss fallen. Im Einfamilienbereich haben wir noch vereinzelt ein paar Bauplätze. Und ganz wichtig: Wir investieren sukzessive in unsere Gemeindewohnungen. Mehr als 50 Prozent der Wohneinheiten in Sonntagberg sind Mietwohnungen.
Wirken sich diese vielen Wohnprojekte positiv auf die Bevölkerungszahl aus?
Raidl: Zu allererst ist wichtig, dass man die Menschen halten kann. Aber es kommen schon auch Zuzügler. Was die Bevölkerungszahl betrifft, so gleiten wir die Talsohle bei 3.700, 3.800 Einwohnern so dahin. Das hat aber auch sicher mit der Struktur der Mietwohnungen zu tun. Früher gab es da noch viele Mehrpersonenhaushalte, mittlerweile dominieren die Ein- bis Zwei-Personenhaushalte.
Wie funktioniert die Arbeit mit dem politischen Mitbewerb in Sonntagberg? Bei den Gemeinderatssitzungen hat man den Eindruck, dass die Reibungspunkte sehr gering sind.
Raidl: Wir führen unsere Gespräche immer im Vorfeld. Die sind auch immer sehr konstruktiv, wobei es natürlich auch andere Meinungen geben kann. Man schaut aber, dass man dann einen Konsens im Sinne der Bevölkerung erreicht. Ich glaube, dass es sowohl der SPÖ als auch mir und der ÖVP wichtig ist, dass wir Lösungen erarbeiten, bei denen sich jeder einbringen kann.