Luxusaufenthalt für Hunde im Hundehotel „Anders“

Welcher Hundebesitzer kennt das nicht? Es ist Urlaubszeit, man möchte verreisen und ferne Länder erkunden. Eine lange Anreise ist jedoch für den vierbeinigen Freund meist mit großem Stress verbunden. Was tun? Nimmt man den Hund dennoch mit? Wenn nicht, wo gibt man ihn hin, um ihn in guten Händen zu wissen?
Diesem Dilemma versucht Claudia Oberländer Abhilfe zu schaffen: Sie hat im Jahr 2016 am Knieberg in Ybbsitz das Hundehotel „Anders“ geschaffen. „Ich wollte schon immer ein Hotel für Hunde eröffnen – ich lebe meinen absoluten Traum“, sagt die 48-Jährige.
„Wenn die Besitzer mit ihren Lieblingen zu uns fahren, beginnen die Hunde bereits in Waidhofen vor Freude zu winseln.“ Claudia Oberländer
Oberländer war selbst lange Zeit Hundefrisörin in Amstetten. „Schon damals wollte ich ein Hotel für Hunde eröffnen. Ich war damals aber Alleinerzieherin – da wäre das zeitlich einfach nicht möglich gewesen“, sagt sie. Als sie dann ihren Mann Manfred Gimpel kennenlernte, dem das Grundstück am Knieberg in Ybbsitz gehört, konnte sie ihren lange gehegten Wunsch endlich erfüllen. „Mein Mann war sofort mit an Bord und so konnten die Umbauarbeiten beginnen“, erzählt die Hotelchefin.
Mittlerweile leben die beiden gemeinsam mit zwei Papageien, zwei Schildkröten, vier Katzen, zwei Pfauen, einem Huhn und den beiden Hunden Josef und Fräulein Smilla mitten in der Idylle der Ybbsitzer Hügellandschaft. Neben ihrem Wohnhaus befindet sich das Hundehotel-Areal mit vier Bungalows, in denen jeweils bis zu zwei Hunde untergebracht sind, und drei großen Freigelände, auf denen sich die Hunde nach Lust und Laune austoben können. Im Sommer sind sogar Planschbecken für die Hunde aufgestellt, um ihnen die nötige Abkühlung zu verschaffen. „Wir haben insgesamt Platz für acht Hotelgäste, planen aber noch, zu erweitern“, sagt Oberländer.
Vorfreude bei Hunden oft groß
Sowohl Hundebesitzer als auch die Hunde selbst sind begeistert vom Ybbsitzer Hotelangebot. „Uns erzählen die Hundebesitzer oft, dass ihre vierbeinigen Lieblinge, wenn sie zu uns fahren, oft schon in Waidhofen vor Vorfreude zu winseln beginnen“, erzählt die gebürtige Amstettnerin. „Für die Hunde ist es meist gar nicht so schwer, im Hotel zu bleiben, für die Besitzer ist es oft viel schwieriger.“
Während des Aufenthalts der Hunde postet Oberländer jeden Abend Videos und Fotos auf Facebook, sodass sich die Hundebesitzer vergewissern können, dass es ihren Lieblingen gut geht. „Viele Besitzer sagen mir, dass sie am Abend schon immer Facebook checken, weil sie auf die Videos warten“, sagt sie. Der Tagesablauf im Hundehotel lässt für die Vierbeiner keinerlei Langeweile aufkommen, sieht aber auch viele Erholungsphasen vor. „Hunde brauchen bis zu 18 Stunden Erholung am Tag“, sagt Oberländer.
Um 7 Uhr morgens ist Tagwache, gegen 8.30 Uhr gibt es dann Frühstück. Danach ist eine Stunde Ruhe eingeplant, bevor die Hunde im Freilaufgehege spielen können oder ein kleiner Spaziergang unternommen wird. Um fünf Uhr abends steht erneut eine Fütterung mit anschließender Verdauungspause an. „Danach geht es rund, bis dann so zwischen halb 10 und halb 11 Uhr die Nachtruhe beginnt. Davor gibt es aber noch einmal Gute-Nacht-Leckerlis und viele Streicheleinheiten“, sagt Claudia Oberländer.
„Soll erholsamer Urlaub für alle Hunde werden“
Bleiben können die Hunde so lange sie wollen. Manche bleiben bis zu zwei Monate, andere kommen nur für einen Tagesaufenthalt ins Hundehotel „Anders“. Bevor die Hunde jedoch ihren Hotelurlaub antreten können, müssen sie zu einem Besichtigungstermin vorbeikommen. „Da treffen wir uns mit den Hundeeltern und dem Hund für eine Stunde, damit wir einschätzen können, wie der Hund so drauf ist“, sagt Oberländer.
Auf Basis dieser Besichtigung wird dann beurteilt, ob der Hund ein „geeigneter“ Hotelgast ist – sprich, ob er sich mit anderen Hunden versteht – und mit welchem Hund er im Bungalow zusammenwohnen wird. „Wir nehmen weder läufige Hündinnen noch besonders aggressive Hunde auf und versuchen, so gut wie möglich jedes Risiko für Raufereien auszuschließen. Es soll ja schließlich für alle Hunde ein erholsamer Urlaub werden“, sagt die Hotelbesitzerin.

Meistens kann man nach der Erstbesichtigung schon gut feststellen, ob der Hund hier Urlaub machen darf oder nicht. Einen Urlaubsgast während seines Aufenthalts wegsenden musste man erst ein einziges Mal: „Der Hund hat sich in seinem Bungalow sehr aufgeführt und bis zum Abend hin ist es immer schlimmer geworden. Da mussten wir dann den Besitzer anrufen, dass er ihn abholt“, erzählt Oberländer.
Dennoch: Auch unverträglicheren Hunden will man einen Aufenthalt ermöglichen. Hier besteht die Möglichkeit, einen Einzelaufenthalt zu buchen. „Der Hund bewohnt dann alleine ein Hotelzimmer, ist alleine im Freigehege und wir gehen dreimal täglich mit ihm spazieren“, sagt Gimpel. „Das kostet aber dann halt auch den doppelten Preis.“
Auch Frisörtermine sind möglich
Um den Hunden wirklich einen Rund-um-Luxusurlaub zu gönnen, ist dem Hundehotel auch noch ein Hundesalon angeschlossen. Dort können die Hunde zur Fellpflege und zum Fellschneiden vorbeikommen. Auch Ausbildungen für angehende Hundefrisöre bietet Oberländer dort an.
Derzeit schmeißen Oberländer und ihr Mann den Hotelbetrieb noch zu zweit. „Wir werden aber demnächst unser Team erweitern“, sagt Oberländer. „Es ist ein Traumjob, aber ich glaube, viele unterschätzen, wie herausfordernd dieser sein kann.“
Neben dem Hundehotel und dem Salon werden auch immer wieder Seminare am Knieberg in Ybbsitz angeboten. Dazu kommt der anerkannte Tierflüsterer Heiko Steinmann zweimal jährlich nach Ybbsitz – auch im November ist es wieder so weit (Termine siehe online auf hundehotel-anders.at). „Ich finde, es sollte für jeden Hundebesitzer Pflicht sein, dass er grundlegende Dinge der Körpersprache seines Hundes kennt“, sagt Oberländer.
Und an den Basics der Körpersprache erkennen Hundebesitzer auch, ob dem vierbeinigen Liebling der Aufenthalt in Ybbsitz gefallen hat: „Wenn mich Hundebesitzer fragen, wie ihrem Hund der Aufenthalt gefallen hat, sage ich ihnen immer, wenn sie ihr Tier kennen, wissen sie, ob ihm der Urlaub gutgetan hat.“