Zeitgenössische Grafik: „blaugelbe“ eröffnet Saison

Bei der ersten Ausstellung im heurigen Jahr in der Galerie „blaugelbezwettl“ präsentierte Martin Anibas letzten Samstag druckgrafische Arbeiten von Georg Lebzelter, dem erst kürzlich verstorbenen Heinrich Heuer und aus dem Nachlass von Gotthard Muhr.
Der spanische Grafik-Künstler Javier Pérez Gil führte das Kunstgespräch mit Ingrid Thurner, die den Nachlass von Gotthard Muhr betreut, und Georg Lebzelter. Das Publikum im voll besetzten Saal lernte interessante Aspekte über die Künstler und ihre Werke, ihre Obsessionen sowie die spezifischen Techniken der Grafik kennen.

Gotthard Muhr (1939-2013) war wie Heuer und später Lebzelter Absolvent der Meisterschule Graphik an der Akademie der bildenden Künste in Wien. In den 1960er-Jahren wurde er vor allem mit seinen Holzschnitten und Radierungen bekannt. In seiner Malerei der frühen Siebzigerjahre war er Vorläufer der „Neuen Wilden“, ebenso arbeitete er als Bildhauer. Seine grafischen Arbeiten sind voll Humor und Ironie, mit Titeln wie „Arschkriecher“ oder „Wadelzwicker“. Es mag seiner Kindheit in der Kriegszeit geschuldet sein, dass sich häufig Skelette und Schädel als Motive und Zitate in seinen Arbeiten finden, oft Fundstücke aus dem Garten in seinem burgenländischen Meyershof.
Heinrich Heuer (1934-2023) sagte 2014 in einem Interview: „Die Druckgraphik zeichnet sich dadurch aus, etwas anders zeigen zu wollen und anders auszuschauen als Malerei oder Zeichnung. Sie ist einfach Obsession, und das ist für den Betrachter lesbar!“
Georg Lebzelter, geboren 1966 in Melk (NÖ), stellt in seinen Radierungen, Linolschnitten und Siebdrucken gerne Verbindungen von Einzelteilen her und fügt sie zu neuen, spannenden Systemen zusammen. Er sieht eine Analogie zu sprachlichen Strukturen und baut gerne Anagramme und Palindrome in seine Arbeiten ein.
Interessant ist auch der Unterschied zur Malerei: Zwar ist ein Ölbild auch in Schichten aufgebaut, doch sind diese am Ende verdeckt. Bei der Grafik lässt sich hingegen der Schaffensprozess durch schrittweise angefertigte Probedrucke verfolgen.
Die Ausstellung in der Blaugelben zeigt einen spannenden und umfassenden Überblick über zeitgenössische Druckgrafik. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die Arbeiten von drei etablierten Künstlern zu sehen und zu vergleichen. Die Werke sind bis 26. März in der Blaugelben zu sehen.
