Gegenstimmen zu Café-Neubau: „Warum erst jetzt?“

Es wurde zwar im letzten Jahr gemunkelt, dass es Gegner des Café-Projektes am Hauptplatz gebe. Aber jetzt erst, da das Projekt ausgegoren und nach Erfüllung von Auflagen durch Julia Fidi-Weißenhofer endlich behördlich abgesegnet und in den Startlöchern zum Bau steht, erheben Skeptiker ihre Stimme. Im Internet kursiert seit Tagen eine Fotomontage des Gebäudes, das weder Proportionen noch korrekte Maße berücksichtig, wie Julia Fidi-Weißenhofer betont.

Gregor Demal, Anrainer am Hauptplatz, gibt im Gespräch mit der NÖN zu, dass er diese Fotomontage erstellt und an ein Gratisblatt geschickt habe. Seither kursiert sie. „Diese Montage entstand in Eigenregie, das ist natürlich keine Garantie dafür, dass die Dimensionierung stimmt.“ Er wollte damit auf jene Zeichnung reagieren, die mit blauem Hintergrund keine Vorstellung davon ermögliche, wie das Gebäude auf dem Hauptplatz wirke.
Tatsächlich gibt es keine professionelle Visualisierung des geplanten Gebäudes am Hauptplatz, wie Julia Fidi-Weißenhofer bestätigt. Jetzt bringe das aber auch nichts mehr, nachdem das Projekt durch sei, ist Demal erzürnt. „Ich bin gegen die Verbauung des Hauptplatzes. Grundsätzlich bin ich für eine Belebung. Ein Platz hat eine andere Aufgabe. Er ist städtischer Freiraum, der multifunktional genutzt und nicht verbaut werden soll“, so Gregor Demal.
Wie die NÖN berichtet hat, wurde von der Stadtgemeinde ein Grundstück direkt am Hauptplatz an Julia Fidi-Weißenhofer verpachtet. Sie wird ein Gebäude darauf errichten, das sie als Tagescafé betreiben wird: Einem ellipsenförmigen Pavillon ähnlich, mit viel Glas und dezenten Materialen, viel Begrünung, um die Wirkung des Brunnenkunstwerkes von Friedensreich Hundertwasser ausreichend Raum zu geben, wie es in der Projektbeschreibung heißt.
Gregor Demal kritisiert Vorgehensweise der Gemeinde
Anrainer Gregor Demal, der am 23. Jänner (nach behördlicher Bewilligung) auch eine Unterschriftenliste mit 55 Gegner-Unterschriften „Für die Erhaltung des Hauptplatzes in der derzeitigen Form“ in der Stadtgemeinde abgegeben hat, fühlt sich von der Gemeinde über dieses Projekt nicht ausreichend informiert. „Bei einem Innenstadtstammtisch im Herbst wollte ich diese Thematik ansprechen, es wurde aber sehr schnell abgewürgt, mit der Begründung, dass das heute nicht Thema wäre und ich würde zu gegebener Zeit informiert werden.“
Am Informationsabend der Stadtgemeinde zu diesem Projekt in Anwesenheit der Betreiberin Julia Fidi-Weißenhofer, zu dem eigens die Anrainer am 13. Juni des Vorjahres eingeladen waren, habe er nicht teilnehmen können, da er nicht in der Stadt gewesen sei. Erst bei Einsichtnahme als Anrainer bei der Behörde sei er auf die Dimension des Gebäudes aufmerksam geworden. „Es hat nie eine offene Diskussion über das Projekt gegeben“, ist er erzürnt.
Bürgermeister Franz Mold nimmt Stellung
„Die Stadtgemeinde hat immer wieder alle ihr zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle genutzt, um über das Projekt zu informieren.“ Es habe Beiträge in den Gemeindenachrichten, auf der Homepage, dem Facebook-Kanal und die Rückfragemöglichkeit beim Hausbesitzer-Stammtisch und einer Pressekonferenz am 1. Juli 2022 gegeben. Zudem verweist Franz Mold auf die erste Berichterstattung über dieses Projekt in der NÖN im Dezember 2021. In dieselbe Kerbe schlägt Julia Fidi-Weißenhofer: „Haben die Leute letztes Jahr nicht Zeitung gelesen? Jetzt sagen sie, sie wissen das nicht!“
Brief der Anrainer an die Landeshauptfrau
Gregor Demal bestätigt gegenüber der NÖN, dass ein Brief der Anrainer an die Landeshauptfrau mit der Bitte um Intervention gegangen sei. Dieser liegt nun auch der Stadtgemeinde vor. Mold dazu: „Wichtig ist uns festzuhalten, dass der Gemeinderat in der Sitzung am 30. Juni 2022, Tagesordnungspunkt 36, einstimmig Zustimmung zur Errichtung eines Gastronomielokals auf einer Teilfläche des Hauptplatzes erteilt und den Abschluss eines Baurechtsvertrages mit Frau Julia Fidi-Weißenhofer genehmigt hat (https://www.zwettl.gv.at/Gemeinderatsprotokoll_1).
Das „Stadtcafe“ wurde von der BH Zwettl sowohl bau- als auch gewerbebehördlich genehmigt. Somit erübrigt sich jede etwaige Diskussion über einen Baustopp durch den Bürgermeister als Baubehörde erster Instanz, da er eben nicht zuständige Baubehörde ist.“