Lunzer See: Ein Juwel, umringt von Erdgeschichte

Erstellt am 02. August 2022 | 06:25
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Lunzer See Symbolbild
Lunzer See
Foto: Lukeneder
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der Lunzer See so natürlich ist? Warum ist er so kalt und was macht diesen Ort so speziell? Ist der Lunzer See und seine Umgebung auch erdgeschichtlich von Interesse? Wissenschaftler Alexander Lukeneder liefert eine Erklärung…

Der kleine, aber feine Lunzer See liegt malerisch eingebettet in den Ybbstaler Alpen im südlichen Mostviertel. Fährt man bei Lunz am See, von Gaming kommend, in Richtung Göstling, man würde nicht ahnen, dass man hier einen der schönsten Seen Österreichs verpasst. Er versteckt sich hinter den bewaldeten Bergen um Lunz am See. Man würde also den Ortsnamen Lunz am See zunächst gar nicht verstehen, findet man den versteckten See doch erst durch Zufall oder durch den Hinweis von Kennern. Dabei kann man auf dem See wunderbar Tretboot fahren oder sich lautlos mit kleinen Segelbooten oder e-betriebenen Kleinbooten fortbewegen. Nur die wirklich Harten – oder wie jetzt bei großer Hitze auch Normalos wie ich – schwimmen im erfrischend temperierten Lunzer See.

Der Lunzer See liegt auf einer Seehöhe von 608 Metern, ist an die 1700 Meter lang und 500 Meter breit. An seiner tiefsten Stelle ist er lediglich 34 Meter tief. Seine Fläche beträgt um die 68 Hektar. Mit Wasserqualität von Güteklasse 1 ist dieser einzige natürliche See Niederösterreichs absolute Spitze! Die Wasserqualität wird auch ständig durch die Forscher am Wassercluster und der angeschlossenen Biologischen Station überprüft. Wer die kleineren „Geschwister“ des Lunzer Sees – den Mittersee mit 2,5 Hektar und den Obersee mit 14 Hektar Fläche – sehen will, kann diese über tolle Wanderwege erreichen. Als Ausgangspunkt für diese Wanderungen mag Ihnen die Schlosstaverne direkt neben dem Schloss dienen. Nebenbei bemerkt, werken dort sehr nette und hilfsbereite Leute!

Im Seebad am Westende des Lunzer Sees kann man auch Turmspringen oder sich inmitten der 4000 Quadratmeter Liegewiesen niederlassen. Hier und an fast allen Stellen entlang des nördlichen Seeufers ist eine Parkgebühr zu entrichten, also nicht darauf vergessen, sonst wird der Badespaß teuer! An manchen Stellen entlang des Sees ist auch kostenfreies Parken erlaubt – sie sind aber im Sommer ab 9 Uhr vormittags meist schon belegt. Diese Parkmöglichkeiten sind natürlich um die öffentlich zugänglichen Badestellen verteilt, wohingegen sich bei den Schilfzonen des Sees der Andrang in Grenzen hält.

Sein erfrischendes Wesen vom meist an die 20 °C erhält der See durch die Speisung mit frischem Quellwasser durch den Seebach aus dem Süden über den Obersee und den Mittersee. Der Seebach selbst ist dann auch gleichzeitig die Ableitung aus dem westlichen Lunzer See in die nahegelegen Ybbs. Zurzeit hat der See an flachen Stellen an die 25 °C, was auch der gegenwärtigen Hitzewelle geschuldet ist. Eine Rundwanderung von rund 4,8 Kilometern um den Lunzer See ist sicher ein Highlight, und fast ein Muss, eines jeden Urlaubes bei Lunz am See. Mit eineinhalb Stunden Dauer und fast ebenem Streckenprofil ist der Rundgang um den See auch für Familien zu empfehlen.

Rahmen aus Stein

Der Lunzer See selbst liegt am südlichen Rand der Lunzer Decke, an der Grenze zur südlichen Ötscher-Decke, beides geologische Einheiten der Nördlichen Kalkalpen. Die meist steile Umrandung des Lunzer Sees bilden in der Regel Gesteine aus der Trias-Zeit – sie sind also mehrheitlich älter als 210 Millionen Jahre. Dabei spielen Kalke des Dachsteinkalks, des Dachsteindolomits, des Göstlinger Kalks und des Reiflinger Kalks die Hauptrolle und werden von Sandsteinen und Mergeln begleitet.

Berühmt sind dabei die 220 Millionen Jahre alten fossilen Pflanzen wie Farne und Palmen aus der Lunz-Formation, die schon vor 140 Jahren durch den damaligen Kohlebergbau gefunden und weltweit bekannt wurden. Auch finden sich, versteckt in den Bergen um den Lunzer See, die Spuren einer gigantischen Klimakatstrophe. Die sogenannte Karnische Krise veränderte das damalige Erscheinungsbild des heutigen Lunzer Raumes drastisch: von Flachwasser-Karbonaten mit Korallen und Muscheln hin zu sauerstoffarmen Becken mit schwarzen Gesteinen, in denen massenhaft Tiere zu Tode kamen.

Nur an wenigen Stellen zeigt sich auch Sandstein mit den typischen Schnecken der Gosau-Entwicklung, einer Phase vor rund 66 bis 90 Millionen Jahren. Die jüngsten Elemente rund um den Lunzer See bilden schließlich eizeitliche Schutthalden der Würm-Eiszeit, welche vor circa 115 000 bis 10 000 Jahren von damaligen Gletschern hinterlassen wurden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Baden oder Wandern im oder um den Lunzer See, schauen Sie sich das an und bleiben Sie neugierig.

WebTipp

https://www.lunz.at/

https://www.mostviertel.at/lunzer-see

https://www.mostviertel.at/a-rund-um-den-einzigartigen-lunzer-see

https://www.lunz.at/de/gemeinde/bildung-wissenschaft/wassercluster-lunz.html